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Flaming Bess Besetzung 2013

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40 Jahre Bandgeschichte (PDF)

Interviews

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Rezensionen

Der gefallene Stern

Flaming Bess – Der gefallene Stern
Rezension von Werner Kossak

Quelle: http://www.amazon.de/review/R21T0QD7CNVJT1

Flaming Bess verstehen es, in äußerst gekonnter Weise eine mysteriöse Fantasyerzählung musikalisch eloquent umzusetzen. Verschiedenste Elemente in der Tradition von Pink Floyd und Camel werden, z.T. mit treibendem Druck, z.T. mit fließender Sphärenhaftigkeit zu einem traumhaften Gespinst verwoben, das besonders Progrock-Fans ansprechen dürfte. Das beste Album der Band bislang!

Flaming Bess – Der gefallene Stern
Rezension von Christian Rode

Quelle: http://www.babyblaue-seiten.de/album_13691.html

„Es war in eines halbvergessenen Traumes Abglanz, das ich mich fand im finsteren Walde. Abseits aller Pfade schwamm ich in einem Meer aus Dunkelheit. Über mir aufgetürmt das Schattengebirge, unter mir die weite Dämmerung.“ In wessen Ohr diese wohlfeilen Worte dringen, der weiß gewiss, dass er lauschet einer weiteren phantastischen Episode der Abenteuer von Flaming Bess, der „unsagbar schönen Königin des Lichts“.

Mit dem Album „Der gefallene Stern“ schließen die bereits seit 1969 (!) aktiven Düsseldorfer nach fünf Jahren musikalisch wie textlich an das vorangegangene Epos „Wächter des Lichts“ an. Mit dabei ist auch wieder Jenny K., die diesmal die Vocals zu zwei Stücken beisteuert. Neuzugang Mike Hartmann ist als Sänger bei gleich drei Songs zu hören. Nicht wieder mit dabei ist hingegen Dieter Joswig, der lange Jahre Keyboards und Percussion bediente. Dafür ist Alt-Flaming Bessler Hans Schweiß nun (wieder) an den Drums zu hören. Das neue Album erfährt nicht zuletzt durch diese „Neubesetzung“ mehr rockigen Drive als „Wächter des Lichts“. Bei einigen Songs klingt der Sound nahezu heavy.

Die gesprochene Erzählung des dreigeteilten Albums wird an wenigen Stellen gebündelt und unterbricht so eher selten den Fluss der Musik. Dies kommt den Hörern entgegen, die nicht so die „Hörspielfans“ sind, wenngleich gerade das erzählende Element einen nicht unbeträchtlichen Reiz der Wirkung von Flaming Bess ausmacht. Markus Wierschem als Autor und Erzähler der Geschichte füllt seinen Job mit wohltönender Stimme wieder ungemein gut aus. Und auch wer der surrealen Fantasy-Handlung nicht immer zu folgen vermag, wird doch schon allein durch die Poesie der Erzählung verzaubert. Eine Beilage des Erzähltextes wäre aber vielleicht wünschenswert gewesen.

Verzaubert aber wird der Hörer natürlich vor allem durch die Musik, die diesmal vielschichtiger denn je daher kommt. Entspannt sphärische Klänge a la Pink Floyd wechseln mit treibendem Rock, groovende Rhythmik und moderne Elektronik reichen sich die Hand. Bei den Gesangsstücken findet sich funkiger Soul ebenso wie spaciger Prog. Peter Figge an den Tasteninstrumenten und Claas Reimer sowie Markus Roth an den Synthies sorgen für die teils elegische, teils recht wuselige spezielle Note. Achim Wierschem setzt im Kontrast hierzu spannungsreiche Akzente durch sein wundervoll emotionales Gitarrenspiel. Gastmusiker treten in geballter Form beim gewaltigen Longtrack des Albums „Haravienna“ auf. Und Melodie und Gesang, der im Kontrast zum deutschsprachigen Erzähltext englischsprachigen Gesangsstücke, rufen bei mir vom Gefühl her immer wieder Erinnerungen an die Earth Band der 70er Jahre hervor, auch wenn keine offensichtlichen Verbindungen auszumachen sind. Bei aller Vielschichtigkeit erzeugt das Album als Ganzes einen sehr geschlossenen Eindruck.

Mit „Der gefallene Stern“ gelingt Flaming Bess eine differenzierte Steigerung auf hohem Niveau, die gleichermaßen modern wie retro klingt. Die phantasievolle Story wird musikalisch vorzüglich adäquat umgesetzt und entführt den Hörer in den außergewöhnlichen Kosmos der „unsagbar schönen Königin des Lichts“ und ist eine einzige Hommage an die verzaubernde Welt der Musik. „Ich bin, was jenseits aller Sprache singt, wenn du ganz stille in dich horchst. Ich bin der Lauf, der allzeit währt, Moment bewegter Ewigkeit. Ich bin Musik.“

Flaming Bess – Der gefallene Stern
Rezension von Ulli Heiser

Quelle: http://www.rocktimes.de/gesamt/f/flaming_bess/der_gefallene_stern.html

Wenn sich die Sternenprinzessin und Göttin des Lichts ‘Flaming Bess’ zusammen mit ihrem Gemahl, dem Helden ‘Arkana’ bei mir zum Besuch ankündigt, dann muss mittlerweile nicht mehr in den Geschichtsbüchern nachgelesen werden. Ganz vertraut sind mir die Geschichten, die musikalisch auf höchstem Niveau erzählt werden. Die Düsseldorfer Kultband Flaming Bess schafft es immer wieder, die Legende der aus der Unendlichkeit des Universums kommenden Göttin am Leben zu erhalten, indem sie uns immer wieder neue Informationen zukommen lässt – aktuell mit dem neuen Werk “Der gefallene Stern”.
Die Band ist im Jahre 2013, fast fünfundvierzig Jahre nach Gründung, selbst Legende und absolut eingespielt. Und vertraut. So vertraut, dass zumindest ich weiß, was ich zu tun habe. Kein Vorabhören im Auto oder am PC – nein, Flaming Bess-Platten wollen anständig gehört sein. Zeit brauchts. Und Vorbereitung. Ein ruhiger, störungsfreier Abend ist unabdingbar, will man sich mit der Göttin aus den unendlichen Weiten ‘treffen’. Dazu gönnt man sich eines der seltenen Vergnügen, in Ruhe und Andacht einen alten Whisky (ohne e) zu genießen. So vorbereitet, legt man den Raumhelm in Form eines Kopfhörers an, schließt am besten die Augen und erwartet voller Vorfreude die ersten Klänge …
Ein einsames Klavier hämmert, orchestral aufgebaut gesellen sich die anderen Instrumente dazu und wie ein alter Freund setzt schließlich die angenehm gefärbte Gitarre zu einem ersten Lauf an. Warten. Warten auf die Göttin. »Kobaltblaue Mandelaugen, samtene Elfenbeinhaut, umgürtet mit glitzernden Perlgewändern« … so wird sie beschrieben. Noch ein Schluck vom Wasser des Lebens und die Erzählung setzt ein. Was ansonsten oft als störend empfunden werden kann, ist bei diesem ‘Film’ einfach genial: die gesprochenen Texte, die ab und an über die Musik gelegt werden und von der fernen Welt berichten. Wie bereits erwähnt, das kommt im Auto weniger gut. Zu Hause, im Raumschiff und mit Helm, lässt es sich aber perfekt an. Die Musik beackert ein weites Feld. Ein sehr weites. Rockige Parts mit markanten Gitarrenspuren leben in perfekter Eintracht mit sphärischen, krautigen, psychedelischen Pendants.
So alt wie die Geschichte aus Aklabeth, kommen einem manche Instrumentalpassagen vor. Prog- und Kraut-Tunes, noch älter als der alte Highland-Brand im Glas, erfreuen auch im neuen Millennium das Hirn unter den weißen Haaren. Sie leben in perfekter Symbiose mit AOR-mäßigen oder teils harten Rockmomenten und untermalen die Fantasy-Geschichte mehr als adäquat.
Nachschenken. Akustikgitarre, Flöte, süße und schwere Keyboards sorgen dafür, dass man ganz relaxt im Sessel kauert, lauscht und dann wieder gespannt den dramatisch vorgetragenen Texten folgt. Der Kopf hat abgeschaltet. Und zwar in der Form, dass man nun weniger einer CD lauscht, sondern vielmehr einen imaginären Film anschaut, dessen Soundtrack einfach nur begeistert. Erholung braucht ihr nach einem langen Arbeitstag? Vergesst After-Work-Parties, spart euch den Spa-Besuch. CD-Player, Sessel und Kopfhörer genügen vollauf, wenn man vorliegende Silberscheibe im Hause hat. Flaming Bess können wie Medizin wirken, wenn man sich darauf einlässt. Und das Darauf-Einlassen ist nicht mal schwer. Sobald die ersten Sekunden im Player angezeigt werden, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als an der Reise durchs All teilzunehmen.
“Der gefallene Stern” ist wie seine Vorgänger ein konzeptionelles Album, das man naturgemäß am Stück hören sollte. Wegen der Erzählungen natürlich, aber auch der Musik wegen, die perfekt – handwerklich wie kompositorisch und dramaturgisch – damit fusioniert. Rein musikalisch gesehen, kann man der Musik alleine natürlich auch z. B. im Auto lauschen. Vielleicht dann den Player so programmieren, dass man die gesprochenen Passagen skipt. Aber dann ist “Der gefallene Stern” ‘nur’ die halbe Miete. Zuhause ist’s am Schönsten. Wer grad keinen Highländer hat, kann selbstverständlich auch einen mit e nehmen, oder einen guten Roten, oder einen gefälligen Tee. Trinkt, was ihr wollt. Hauptsache ihr tretet die Reise an.

Flaming Bess – Der gefallene Stern
Rezension von PleasantShadeofGray

Quelle: http://www.progarchives.com/Review.asp?id=1030275

Flaming Bess’ music has always struck me as charmingly at odds with its lyrical contents. Simply put, the somewhat self-aware nature and epic cheesiness of their B-movie Sci-Fi/Fantasy plots about the eponymous star-goddess and queen of light tends to clash with their music. The latter, by 2013, has gone through a vast range of mutations from mid-tempo Camel-esque romanticism with symphonic elements (Tanz der Götter, Verlorene Welt), to world music (Fata Morgana), to smooth jazz/ambient electronic trip-rock à la Massive Attack (Finstere Sonne). Flaming Bess have consistently strived to incorporate modern elements and thus been, quite literally, progressive. None of this screams “tales of sorcery and high adventure,” and it may equally be questioned whether the band’s insistence on having their stories told separately from their songs, rather than incorporating them musically, is a wise artistic choice. After all, the narrative bits by their very nature constitute a break within the musical flow that arguably is the strongest feature of the band’s compositions. On the other hand, it is perhaps precisely this idiosyncratic mixture that has provided the band with a unique identity of its own.
That being said, the mesh of narrative and music has never been more accomplished than on the bands’ newest effort, “Der Gefallene Stern” (The Fallen Star). The album continues the story of 2008s “Wächter des Lichts” (Guardians of the Light), and is apparently the second part in a trilogy entitled “Music of the Spheres.” As always, the story is a journey narrative which in this case takes the shape of a descensus ad inferos, much in the vain of Dante’s Divine Comedy. Its narrator and protagonist (spoken by Markus Wierschem, who also penned the story) is a nameless soul cast into a doomed world of darkness. Led by a shining star (Mirjam Wiesemann), he and and other lost souls go on a pilgrimage to evade their annihilation and uncover their identities. Thus unfolds a mysterious quest, that, at its best moments, is utterly beautiful, endowed with a lyricism that will unfortunately be lost to those not familiar with the German language.

The music on the other hand combines all of the various musical influences and experience the band has acquired throughout the four decades of its existence. And it is here that the true magic of this record is to be found. This is all too fitting, given that, as far as I can tell, the story is at some level about the nature of music itself. The mixture of ambient rock and modern electronica within the band’s tried and true symphonic approach works to perfection here. It pleasantly reminds me of “Tanz der Götter” and “Verlorene Welt,” without denying that the band has moved on.

The reunion with former member Hans Schweiss (drums) is truly beneficial, as the electronic drums of the past have never quite worked for me, as is the addition of Mike Hartmann, who joins FB veteran Jenny K. on vocals. Of all the various singers that have appeared on FB’s albums in the past, he is the best by far, blending sensitivity and melody with rawness and power. This is best witnessed in “Die Kyberniten” – probably the most rock-driven song the band has ever put out and a welcome change of pace from the predominant mid-tempo. But the album’s highlight is the twelve minute epic “Haravienna” which seamlessly blends all the band’s talents and features some stunning experiments, unexpected twists and turns, and great guest performances. This may be the most complex piece of music the band has written. Certainly, it is one of their best.

Peter Figge’s keyboards have never sounded better, Achim Wierschem’s guitars are at their most melodious, and Hans Wende’s laid-back bass lines provide a fitting foundation for the songs. The compositional material is consistently good, avoiding the painful experiments of the past (like the children’s rap in Aklabeth on “Wächter des Lichts”). The music flows seamlessly, evoking its story’s mystery and (mild) suspense without any particular urgency, and thus reflects the nature of the journey that its characters take. Variations of some central, symphonic leitmotifs punctuate the album to give the whole a very complete, well-rounded quality.

All in all, this is a very fine, atmospheric concept album, perhaps the band’s best so far. Musically at least, if not commercially, the band’s star is hardly falling, but ascends and shines on ever brightly. I can only hope we won’t have to wait another five years for the conclusion of the trilogy. “Der Gefallene Stern” comes highly recommended: 8.5 out of 10.

Wächter des Lichts

Flaming Bess – Wächter des Lichts
Rezension von Wolfgang Kabsch

Quelle: http://www.musikansich.de/review.php?id=5331

Das fünfte Album von den schon seit 1979 existierenden Band Flaming Bess bietet wie gewohnt ein Artrockalbum, das von einem Hörspiel umrahmt ist. Die Fantasiewelten um Arcana, Flaming Bess, dem Dieb und der Sphärenharfe sind interessant und recht gut gemacht, doch Hauptaugenmerk sollte natürlich der Musik gelten. Ich finde es, das sei noch bemerkt, etwas befremdend, daß das Hörspiel und die Titel der Songs in deutscher Sprache, die gesungenen Texte aber durchweg in Englisch sind. Laut Aussage der Band kämen ihnen die Fantasietexte in Deutsch etwas zu kitschig rüber. Dies kann ich nicht ganz nachvollziehen, denn die Güte eines Textes wird durch die Sprache eigentlich nicht verändert, und die Texte sind in englisch recht ansprechend, warum sollten sie es also in deutsch nicht sein?

Doch nun endlich zur Musik, diese bewegt sich zumeist auf einem hoch melodischem Artrock, der den späten (Gilmour) Pink Floyd sicher sehr nahe steht. „Wächter des Lichts“ , der Opener ist absolut modern produziert, hat einen knackigen Bassrhythmus und eine feine Gitarre. Das Gleiche gilt für „Aklabeth“. „Der Dieb“ lebt von seiner Mixtur aus echten und synthetischen Perkussionen, dem Saxophonsolo und den Gitarrenriffs.

Nun die weiteren zehn Stücke aufzuzählen würde zu weit führen. Flaming Bess bleiben das ganze Album über ihrem Stil treu, der mal mystisch, mal bombastisch, dann wider etwas rockiger, je wie es zur erforderlichen Situation der Geschichte paßt, arrangiert wird. Das Album hat einen einheitlichen Sound und wird in erster Linie von der gut eingespielten Truppe getragen. Man bewegt sich in traditionellen Artrockgefilden, baut jedoch genügend ungewöhnliche Parts ein und traut sich auch durchaus, mal modernere Sounds und Rhythmen einzusetzen. Somit positioniert man sich trotz aller Tradition modern genug, um nicht als altbacken zu gelten.

Man vermeidet bravourös den Schiffbruch, den viele andere (über)ambitionierte Werke des Art und Progrocks erlitten haben. Dies verdankt man einer satten Produktion, die aber nicht darauf vertraut, nur mit tollen Tricks und Sounds alte Klischees zu bedienen, sondern ein wohlüberlegte Story und Idee umgesetzt hat und vor allem auch starke Kompositionen als Herzstück aufweisen können.
Zur rechten Zeit macht es Spaß, zu diesem Kopfkino einfach nur die Augen zuzumachen, sich in die Welt der Flaming Bess fallen zu lassen.

Auflockernd wirkt in erster Linie, daß die Gruppe auch mal fremde Dinge zuläst (Dark Wave ähnliches mit afrikanischen Rhythmen und Gesängen in „Der Verhüllte“ zum Beispiel) und die Vielzahl der unterschiedlichen Sänger und Sängerinnen.
Flaming Bess ist mit Wächter des Lichts eine tolle Produktion gelungen, die sich, ohne großartig neue Wege zu beschreiten, trotzdem vom Einerlei der Neoprogger und Neoartrocker absetzen kann.

Rezension Flaming Bess – Wächter des Lichts
Progressive Newsletter, Kristian Selm

Die in wechselnden Besetzungen agierenden Flaming Bess gehören zu den Urgesteinen der deutschen Rockszene. Bereits 1969 aus der Taufe gehoben, legte die Band immer wieder in mehr oder wenigen längeren Pausen ihre hörspielartigen Fantasy Geschichten um die Göttin Flaming Bess vor. Mit der ersten LP „Tanz der Götter“ gelang 1979 der Durchbruch. Der im Eigenverlag veröffentlichte Tonträger verkaufte sich, vor allem Dank der Unterstützung des Radios, mehr als 36.000 mal.

„Wächter des Lichts“ ist nun das fünfte Album der Düsseldorfer Band, das in der musikalischen Tradition der bisherigen Alben steht, aber neben stimmungsvoller Rockmusik mit viel Atmosphäre den Brückenschlag zwischen gestern und heute schafft. Da stehen Passagen, die relaxtes Pink Floyd Feeling versprühen, neben modernen Beats / Loops und elektronischem Sinfonik Bombast, alles jedoch sehr geschmackvoll und mit hohem Melodieanteil stilsicher ineinander verwoben. Dennoch sind Flaming Bess definitiv keine Retroband, sondern vor allem von den Sounds her recht aktuell unterwegs. Trotzdem wirkt die Mischung passend und keineswegs nur auf den angesagten Zeitgeist schielend.

Unterbrochen wird das teils instrumentale, teils von Gastsänger/-innen verfeinerte Konzept durch gesprochene Hörspiel-Passagen. Die instrumentale Führungsrolle teilen sich abwechselnd Keyboards, Gitarre und Saxophon, wobei als roter Faden vor allem die atmosphärische Stimmungstiefe mit einer ganz eigenen Aura dieses Album zusammenhält. Somit ist auch „Wächter des Lichts” wiederum eine gelungene Mischung aus Hörspiel und atmosphärisch-sinfonischer Rockmusik aktueller Prägung, das die bisherige Tradition von Flaming Bess fortführt.
Kristian Selm

Rezension: Flaming Bess – Wächter des Lichts
von Uli Heiser (www.rocktimes.de)

Offen für Neues, liebe Leser? Nein, ich meine keinen neuen Artikel, denn die gibt es eh bei uns wie’s tägliche Brot. Mir zumindest liegt mit “Wächter des Lichts” was absolut Neues auf dem Tisch, oder besser im Player und ich lausche ganz gebannt dem ersten Hörspiel, welches in Verbindung mit Musik meine Lauscher erreicht.

Prog Rock, verbunden mit Elektronik, Space Rock-Sequenzen und starken, sphärischen Gitarren begleiten die Story um die Götter ‘Flaming Bess’ und ‘Arkana’. Wie alles begann und um was es in der musikalischen Fantasy-Story geht, kann bei uns nachgelesen werden. Vor über drei Jahren stellte Gitarrist Achim Wierschem himselft die Band und die Story als Gastautor vor. Sein Sohn Markus, Autor von “Wächter des Lichts”, rezensierte die Alben Verlorene Welt, Fata Morgana sowie das Doppelalbum Finstere Sonne / The Black Sun.

Seit 1979 gibt es die Düsseldorfer Band, die damals mit “Tanz der Götter” die nun fast drei Dekaden dauernde Geschichte begannen. Diesmal als eine Art Hörspiel und das funktioniert klasse. Es spielt keine Rolle, ob man den Fokus auf die Erzählung, oder die Musik legt. Beides ist möglich, sprich die durch Musik ‘unterbrochenen’ Texttracks verfolgen, oder den umgekehrten Weg wählen. Besser ist es allerdings, das Album so zu hören, wie es von Flaming Bess in Szene gesetzt worden ist: Am Stück. Ich empfehle ein gutes Glas Wein, eine bequeme Sitz- oder Liegegelegenheit und Kopfhörer.
Es ist sehr schwer, einen der musikalischen Tracks besonders hervorzuheben. Unbedingt erwähnen muss ich aber “Aklabeth”, denn die Stimmung, die die beiden Sängerinnen Sarah Joswig und Erika Naidenow durch laszive und soulige Vocals verbreiten, ist großes Kino. Dazu knarrt ein furztrockener Bass und auch die Gitarrensaiten jaulen, dass es eine wahre Pracht ist.

In “Der Dieb” steigt die Stimmung in Sphären, die normalerweise von Musikern wie Pink Floyd, Alan Parsons, Beggars Opera usw. bewohnt sind. Jenny K. sorgt mit Gänsehaut-Stimme für Akzente und Achims Gitarrenarbeit ist einfach eine Wucht.
Progressive, psychedelische, elektronische Musik in perfekter Symbiose, begleiten wunderbare Melodien und Hooks, für deren Anzahl normalerweise mehr als ein Album vonnöten ist. Mit Sara England sorgt eine weitere Frau mit starker Stimme für wohlige Schauer. Und da anscheinend Frauen im Line-up gern gesehen/gehört sind, gibt Anika Rademacher eine leicht jazzige Vorstellung im letzen Musikstück “Endloser Fall”, bevor sinnigerweise “Sphärenmusik” als Texttrack (allerdings mit musikalischer Umrahmung) das Album beendet.

Wer nun mehr über die Himmelsburgen, die Sphärenharfe, ‘Alexey’, den Dieb sowie den Dämonen ‘Cathul’ wissen möchte und dabei wahrlichen Sphärenprog in Verbindung mit modernen, elektronischen Sounds genießen, ja einsaugen möchte, dem kann ich Flaming Bess als Band und als Göttin nur empfehlen. Ich jedenfalls bin bereits jetzt auf eine Fortsetzung gespannt. Wer mit Flaming Bess bisher noch nicht in Berührung gekommen ist, hat ja die Chance, den Backkatalog über die Bandseite zu ordern.

Rezension – Home Of Rock 12.04.2008
Ralf ‘Jogi’ Ruhenstroth

Achtung Fantasie, Schublade “Fantasy”. FLAMING BESS, Prog-Urgesteine aus Düsseldorf, legen ihr neues Konzeptalbum vor. Mit Hans Wende und Peter Figge sind noch zwei Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1969 mit dabei. Achim Wierschem, immerhin auch schon seit 1981 dazugehörig, dürfen wir ebenfalls zum hauseigenen Inventar der Formation zählen. Ach so, Dieter Joswig trieb sich schon immer im direkten Umfeld der Band rum und ist auch nicht mehr wegzudenken.

Wie verhält es sich mit dem Techno-Spezialisten Claas Reimer? Nämlich genau der scheint der Band FLAMING BESS seit dem letzten Studioalbum “Finstere Sonne” die erfolgreichen musikalischen Veränderungen eingeimpft zu haben. Sozusagen junges und frisches Blut. Ich bin sicher, dass das, was die Düsseldorfer produzieren, Gemeinschaftswerke sind.

Bereits im Jahr 1979 rangen die Göttin des Lichts, FLAMING BESS, und ihr Prinz Arkana gemeinsam ihren Widersacher, Erzdämon Cathul, zum ersten Mal nieder und verbannten diesen in die Schattenwelt. Und wir erinnern uns an “Finstere Sonne”, als die Göttin bereits verstorben war und Arkana sich auf die Suche nach einem Weg machte, seine Lady wieder zu beleben. “Wächter des Lichts” ist eine neue Story, ein neues Hörspiel, vielleicht noch eine Spur professioneller als der Vorgänger. Das liegt nicht an der gespielten Musik. Und auch zahlreiche Gäste, u. a. Schauspielerin Kati Luzie Stüdemann, sind wieder mit dabei. Nein, alleine schon, wie die Geschichte von Autor Markus Wierschem erzählt und innerhalb der Story vertont wurde, lässt den geneigten Fan mit der Zunge schnalzen. Markus Wierschem selbst spricht die Rolle des Diebes Alexey. Genau der ist dieses Mal der Protagonist im eigentlichen Sinn.

Über den Inhalt der Geschichte selbst möchte ich gar nicht so viel erzählen, man sollte sich schon selbst reindenken. Das gute Ende am Schluss ist obligatorisch, aber wer hätte dies anders erwartet?

Was ist anders im Vergleich zu “Finstere Sonne”? Die Scheibe aus dem Jahr 2004 erschien in zwei Sprachen, deutsch und englisch. Bisher liegt uns das Gesprochene auf “Wächter des Lichts” nur in deutscher Sprache vor. Ob es dabei komisch ist, dass ausschließlich in englischer Sprache gesungen wird, vermag ich kaum zu beurteilen. Es ist nun mal so.

Zur Musik: In früheren Jahren im klassischen Prog verankert, ist die Musik spätestens seit dem Einstieg von Claas Reimer wesentlich elektronischer. Da fällt es kaum auf, dass die Schlagzeugspuren fast allesamt aus der Dose stammen. Ehrlich gesagt, meistens graust es mir, aber im Falle von “Wächter des Lichts” muss ich attestieren, dass ich die elektronischen Drums selten so akkurat, gefühlvoll und ins Konzept passend gehört habe.
Ansonsten ist “Wächter des Lichts” ein klarer Fall für den Kopfhörer. Nach dem gesprochenen Prolog hören wir eine außerordentliche Rhythmik mit dominanten Leadgitarren und einigen elektronischen Eingebungen: Achim Wierschem beweist seinen Hang zu guten Melodien, er komponiert ohnehin sehr viel. Was er davon nicht in der Band unterbringen kann, verarbeitet Wierschem in seinem Solo-Projekt MINDMOVIE.
In Aklabeth werden wir Zeuge des ersten abrupten Stimmungswechsels. Atmosphärisch weibliche Gesänge mit dezenten Soundgimmicks der Synthies im Hintergrund. Das Ganze kann sich auch in Pop-Gefilden wieder finden, doch trotz funkiger Bässe entzieht der erzeugte Groove diesen Gefilden wieder die Grundlage und führt zurück in den Rock.

Es ist schon beeindruckend, wie sich die Effekte auch in den Stimmen wieder finden. Voller Ehrfurcht erzählt uns der Dieb Alexey, wie er den Auftrag erhielt, die Harfe zu stehlen. Im Großen und Ganzen sind die Harmonien niemals verzwackt, sie biegen nicht mehrmals um ein paar Ecken ab, sondern sie bleiben schnurgerade auf dem eingeschlagenen Weg und somit nachvollziehbar. Die Stärken liegen immer wieder in den einzelnen Spannungsbögen.

FLAMING BESS vermischen wie in König für einen Tag sanften Hard Rock mit floydigem Artrock. Später wird der Rock in Welt der Lügen um einiges satter. Immer dann, wenn die Gitarren in den Vordergrund treten, erschallt der Sound kerniger aus den Speakern. Und wer denkt in Der Verhüllte nicht auch mal an KRAFTWERK? Natürlich bieten uns FLAMING BESS keine Berliner Schule, aber wir finden aus dieser Ära wichtige Trademarks in der Musik der Düsseldorfer.

Andere Namen wie Jean Michel Jarre schwirren einem im Kopf umher, und insbesondere im Hinblick auf ähnliche Konzeptwerke fällt dem Hörer in Erkenntnis auch ein Alan Parsons ein. Das verdeutlicht die vielfältigen Einflüsse, die uns auf “Wächter des Lichts” geboten werden.
Das neue Album von FLAMING BESS ist rundum gelungen. Zeitlose Musik mit eingebetteten Hightech-Arrangements macht die Scheibe zu einem nicht alltäglichen Juwel. Die jeweiligen Erzählelemente können im Übrigen separat angewählt werden, so dass sich der Hörer bei Bedarf auch für das eine oder nur das andere entscheiden kann. Bei weiteren Fragen einfach kaufen.

Ralf ‘Jogi’ Ruhenstroth

Rezension – Wächter des Lichts
Quelle: Babyblaue Seiten
Von: Thomas Kohlruß

Mit ihrem 2004er Album „Finstere Sonne / Black Sun“ haben Flaming Bess ja einen musikalisch sehr mutigen Schritt vollzogen und ihren klassischen Retro- / NeoProg-Sound mit moderner Elektronika gekreuzt. Diesen Weg verfolgen sie nun mit ihrem neuen Werk „Wächter des Lichts“ weiter.

Aber nicht nur musikalisch gehen Flaming Bess sozusagen den nächsten Schritt, auch die zugrunde liegende Geschichte wird konsequenter mit der Musik verwoben. Die „Wächter des Lichts“ sind ein richtiges Hörspiel von etwa 20 Minuten, von denen etwa die Hälfte in den Kontext des Album eingebettet sind. Es sind dies richtige Spielszenen mit mehreren handelnden Personen. Inhaltlich geht es natürlich wieder um Arkana und die Göttin des Lichts, Flaming Bess, wie sie den Schaden, den ein schändlicher Dieb namens Alexey angerichtet hat, ausbügeln. Es kommt zum großen Kampf Gut gegen Böse. Die Geschichte hat unser geschätzter BBS-Kollege Markus Wierschem verfasst und er spricht auch den, zum Schluss geläuterten, Dieb Alexey. Ich bin nun kein großer Fan dieser Art von Fantasy, weil solche Heldenepen auch immer etwas unfreiwillig komisch wirken (so wie ich das in diesem Fall auch gelegentlich empfinde), aber für Genrefans düfte die Story okay sein. Die Spielszenen sind zumindest mit Hingabe gesprochen, zumal für die Rolle der Flaming Bess eine richtige Schauspielerin gewonnen werden konnte. Was jeder für sich selbst beurteilen muss, ist die Tatsache, dass die Spielszenen integraler Bestandteil des Albums sind und damit natürlich wieder und wieder gehört werden müssen, wenn man sich das Album mehrmals anhört. Mich nervt sowas mit der Zeit ein bisschen, weil man sich den gesprochenen Text halt doch irgendwie besser merken kann und literarisch ist es dann wieder doch nicht so ein Vergnügen, als das man das Hörspiel wirklich auswendig lernen wollte. Da die Textpassagen aber einzeln anwählbar sind, kann man sie notfalls herausprogrammieren.

Aber es kommt ja eigentlich auf die Musik an, wenn man das Album wirklich mehrmals hören wollte. Und hier kommen wir zum uneingeschränkt positiven Part. Man sollte das Album auch wirklich mehrmals hören, am besten mit Kopfhörer, um alle Gimmicks, Ecken und Wendungen zu erfassen. Das lohnt sich allemal. Diesmal schaffen es Flaming Bess soliden melodischen Prog, der irgendwo zwischen Retro- und NeoProg und auch mal New Artrock-Anklängen oszilliert, und die modernen elektronischen Klänge zu einer organischen Einheit zu verschmelzen. Epische, elegische Gitarrensoli gehen auf in hymnischen Keyboardflächen, die wiederum von Scratches, elektronischem Gefiepe und Gewaber und nicht zuletzt trippiger Percussion konterkariert wird. Es ergibt sich eine höchst eigenwillige Melange aus sinfonischen Elementen und fast dancefloorartigen Passagen. In dieser Mischung dürften Flaming Bess ziemlich einzigartig dastehen. Und wenn man sich darauf einlassen kann, ist diese Mischung ebenso erfrischend wie mitreißend. Die farbigen und phantasievollen Arrangements mit ihrem allgegenwärtigen Geplinge, Gefiepe, Gewaber usw. sorgen auf jeden Fall für ein spannungsreiches Hörerlebnis.

Erfreulich ist, dass diesmal zwischendurch die Gitarre auch mal etwas prominenter ins Geschehen eingreift. So gibt es durchaus rockige Passagen und gegen Schluss auch mal sowas wie einen Elektro-Blues. Dies sorgt zusätzlich noch für Abwechslung. Auch die durchweg elektronische Percussion ist kein Minuspunkt. Vielmehr sind die teilweise trippigen, teilweise stampfende Klänge richtig kreativ ins musikalische Geschehen verwoben. Die verschiedenen Gastsänger und -sängerinnen geben dem Ganzen dann noch so ein bisschen Ayreon-Feeling, auch wenn Flaming Bess erfreulicherweise mit deutlich weniger Bombast daherkommen. Die Gesangstexte sind übrigens in englisch, was ich ein bisschen komisch finde, da ja die Geschichte ansonsten in deutsch erzählt wird.

Mit „Wächter des Lichts“ vervollkommnen Flaming Bess ihren neuen Stil und präsentieren sich selbstbewußt als moderne Progband mit einem ganz eigenen Sound. Wer sich vorstellen kann, wie sich eine Kreuzung aus Camel und Anyone’s Daughter mit Art of Noise klingen kann, oder dies mal erleben möchte, der sollte hier zugreifen. Den ziemlich krassen Gegensatz aus moderner Musik und eher altbackender Fantasygeschichte muss man allerdings dann auch aushalten können, um wirklich Spaß zu haben.

P.S.: Den ersten 100 CDs liegt eine Bonus-CD bei, welche zum einen das komplette 20minütige Hörspiel enthält, zum anderen Remixe der Songs „König für einen Tag“, Der Verhüllte“ und „Stimmen“. Interessant zu hören, wie kurz der Weg vom sinfo-elektronischem Prog zu tanzbaren Dancefloor-Rhythmen sein kann… (allerdings weiß ich nicht, ob diese Bonus-CDs zum jetzigen Zeitpunkt noch erhältlich sind).

Flaming Bess – Wächter des Lichts
Rezension von Stephan Schelle
Quelle: http://www.Musikzirkus-Magazin.de

Zweieinhalb Jahre hat das Düsseldorfer Quintett Flaming Bess für den Nachfolger ihrer sehr gelungenen CD „Finstere Sonne / Black Sun“, die im Jahr 2005 als zweisprachige DoppelCD herausgekommen ist, gebraucht. Und der Eindruck, den ich beim Besuch im Studio im Mai letzten Jahres sowie in den ersten Hördruchgängen gewonnen habe, zeigt, dass ihnen eine weitere Steigerung gelungen ist.

Im Booklet schreiben sie, dass in der Produktionszeit viel Schweiß und Dämonenblut geflossen ist. Es hat sich gelohnt, denn „Wächter des Lichts“ ist ein soundtechnisches Meisterwerk, dass für reichlich Gänsehaut sorgt, was neben den tollen Melodien und stimmigen Soundeffekten vor allem an der hörspielartigen Atmosphäre liegt. Hatte sich die Band bisher darauf beschränkt, die zugrunde liegende Geschichte durch einen Erzähler zu präsentieren, so erlebt man auf der neuen CD die Geschichte aus der Perspektive der einzelnen Personen und hier vor allem aus Sicht des Diebes Alexey, der von den dunklen Mächten angeheuert wird, eine alte Harfe zu stehlen, die verborgene Pforten öffnet. Das verleiht der Story noch mehr Dynamik und zieht den Hörer noch tiefer ins Geschehen hinein. Man hat beim Hören quasi das Gefühl, als bewege man sich zwischen den Akteuren. Dieser Effekt wird verstärkt durch den Einsatz von unterschiedlichen Stimmen und den tollen räumlich angelegten Geräuschsamples, die einen in die eisigen Gebirgslandschaften oder riesigen Höhlensysteme unter der Erde versetzen. Und die so geliebten Charaktere wie Flaming Bess und ihr Gemahl Arkana fehlen natürlich auch nicht.

Aber nicht nur auf die Story haben die Düsseldorfer Hans Wende, Peter Figge, Achim Wierschem, Dieter Joswig und Claas Reimer (Reihenfolge s. obiges Bild von links nach rechts) – letzterer ist seit der Produktion „Finstere Sonne / Black Sun“ dabei – ihre ganze Kraft gelegt, auch die Musik ist wieder vom feinsten. 16 Stücke, die von sechs hörspielartigen Parts eingebettet sind, bietet die CD, von denen gut die Hälfte Instrumentals sind. Sieben SängerInnen, darunter Jenny K., die auch schon auf dem Vorgängeralbum dabei war und den Gitarristen Ned Selfe aus Hawaii haben sie sich für die Stücke eingeladen, was ebenfalls zur Dramaturgie beiträgt. Allerdings passen sich nicht alle Sängerinnen dem hohen Qualitätsstandard der Produktion an, was aber nur einen kleinen Wermutstropfen darstellt. So ist für meinen Geschmack der Gesang beim dritten Stück „Aklabeth“ sehr dünn ausgefallen. Hier hätte ich mir eine kraftvollere Stimme gewünscht. Das ist aus meiner Sicht aber auch der einzige Kritikpunkt.

Flaming Bess liefern auf „Wächter des Lichts“ qualitativ den gleichen hohen Standard ab, wie sie es schon auf „Finstere Sonne / Black Sun“ zeigten, legen aber noch mal eine Schippe drauf. Alles beginnt mit dem kurzen 0:49minütigen „Prolog“, bei dem durch ein Stimmengewirr und flächige Synthies eine Atmosphäre wie bei den „Herr der Ringe“-Filmintros erzeugt wird. In diese kurze Einführung schmiegt sich direkt das Titelstück, das die ersten Gänsehäute bei mir erzeugt. Es beginnt zunächst orchestral mit Streichern wie ein Filmsoundtrack, um dann nach gut eineinhalb Minuten in einen rockigen Teil, der von sehr schönen Gitarren á la späte Genesis bestimmt wird. Zwischendrin haben sie eine recht harte elektronische Soundwand errichtet, die kurz für ein Ausrufezeichen sorgt, um sofort wieder in einen sehr schönen Gitarrenpart á la Maxxess überzugehen. Ein toller Einstieg. Auch „Der Dieb“ kann mit Gänsehauttreibenden Gitarrenpassagen aufwarten und der Einsatz des Saxophons kommt hier sehr stimmig rüber.

Hypnotisch ist der Song „König für einen Tag“, bei dem vor allem die Kombination aus Perkussion und Pianolinie überzeugt. Dieser Song bohrt sich förmlich in die Gehörgänge, denn ich erwische mich dabei, wie der Refrain sich tagsüber in mein Gedächtnis schiebt und mir kaum aus dem Kopf geht. Afrikanische Rhythmen, wie man sie auch von Peter Gabriel kennt, stellen die Grundlage für den modernen Sound von „Der Verhüllte“ dar. Treibende Synthiegrooves und dreckig klingende Schlagzeugpassagen treffen auf raue Gitarren in „Welt der Lügen“ aufeinander. Dieser Song klingt nicht so clean durchproduziert, sondern bietet auch etwas Rohes, Unverbrauchtes. Es folgt „Ein langer Weg“, das mit seinen Keyboardsounds an Produktionen von Alan Parsons oder Paul Hardcastle heranreicht. Den Unterschied macht aber wieder Achim’s sehr akzentuierte Gitarrenarbeit. Das geht direkt unter die Haut.
Das nächste Highlight kommt mit dem hypnotischen Instrumental „Flucht und Verfolgung“. Die Synthiesounds, die von links nach rechts wandern, lassen ein weiteres Mal meine Körperhaare in die Höhe schnellen. Und auch der Gitarreneinsatz ist hier wieder perfekt gestaltet. Das folgende „Stimmen“ ist geprägt von der Pedal Steel Guitar des Hawaiianers Ned Selfe. Erika Naidenow’s Gesang kommt hier etwas besser als beim Stück „Aklabeth“ zur Geltung.

„Die Höhle von Mara Morbis“ kann mit wahren Explosionen in den Gehörgängen aufwarten, denn hier haben die fünf einiges in den Song eingewoben. Neben den schon erwähnten herrlichen Synthiepassagen gibt es reichlich Soundeffekte und ein Hauch Metal weht zudem durch diesen Track, was ihm mehr Druck verleiht. Beim letzten Song „Endloser Fall“ ändert sich die Stimmung der CD etwas, denn dieser Track klingt etwas funkig und mehr nach einem Song für die Bar, dadurch sticht er etwas aus der Produktion hervor.

Der letzte Track „Sphärenmusik“, entlässt den Hörer aus der CD mit dem Wunsch, weitere Abenteuer um Flaming Bess erleben zu wollen. Man wartet förmlich auf den Text „Fortsetzung folgt …“.

Was sich schon bei meinem Studiobesuch abzeichnete, wird jetzt deutlich, die Kombination aus Achim’s Gitarrenarbeit, die an manchen Stellen floydig oder auch nach Genesis klingen, aber immer den typischen Flaming Bess-Flair versprühen und sich soundtechnisch auf höchstem Niveau bewegt, ist faszinierend. Das Ganze kombinieren sie mit mitreißenden Perkussions und den modernen Synthiegrooves, die durch den jüngsten, Claas Reimer, beeinflusst sind und machen so aus der Musik einen absoluten Hörgenuss. Die Mixtur aus 70’er Jahre Feeling und modernen Klängen ist intelligent, aber nicht verkopft ausgearbeitet.

„Wächter des Lichts“ ist eine Prog-Rock-Scheibe, die in keiner Plattensammlung fehlen sollte. Hinreißende Melodien und eine dichte, spannungsgeladene Atmosphäre machen aus dieser Produktion ein Muss für den Freund guter Rockmusik. Wer vor allem die beiden ersten Werke und den Vorgänger mochte, der kommt an „Wächter des Lichts“ nicht vorbei. Neben dem tollen Layout des Covers, das für mich das bisher beste der ganzen Reihe ist, stellt die neue CD auch den bisherigen Höhepunkt der Flaming Bess-Alben dar. Eine CD, die über einen längeren Zeitraum meinen CD-Player belagern wird! Stephan Schelle, März 2008

Flaming Bess – Wächter des Lichts
Rezension von Horst Coels /
http://www.Musikzirkus.Eu, 2008

„Der mit “Finstere Sonne” eingeschlagene Weg wird fortgeführt mit dem Album “Wächter des Lichts”. Ein aufwendig produziertes Hörspiel im Stil von “Herr der Ringe” wird kombiniert mit der Flaming Bess typischen Musik“

Das neue Projekt „Wächter des Lichts“ liegt nun vor und ich kann als Einstieg sagen, dass es nicht nur ein Werk für den Fan der Flaming Bess ist, sondern das musikalische Zeug besitzt, auch neue Fans zu erobern.

Das, ich nenne es einmal Hörspiel, klingt wie aus einem Guss; moderne Komponenten gehen eine wunderbare Synthese mit der Ursprungsmusik der Band ein. Anders als bei einigen Vorgängern scheint das weniger störend zu sein, denn bei den Vorgängeralben drängte sich der Eindruck auf, dass es nicht Fisch nicht Fleisch sei. Das galt natürlich nur für die neu hinzugewonnene Hörerschaft, der „gemeine“ Fan hat das sicherlich ignoriert und sich einfach an der Musik erfreut.

Die doch sehr modernen Songstrukturen werden oftmals durch die Gitarren dominiert, was dem Werk einen proggigen Touch verleiht. Die Bassläufe sind erstklassig, sie scheinen einen eigenen musikalischen Weg einzuschlagen, kommen aber immer punktgenau auf das Thema des Stückes zurück.

Die Stücke zu beschreiben erscheint mir sinnlos und unangebracht, dieses Werk sollte nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern in deren Gesamtheit gesehen und gehört werden.

Die vielen Gäste sorgen für ein echtes Fantasy Feeling. Die Geschichte wird perfekt erzählt und die vertonten Szenen sehr gut eingebaut. Die Auswahl an Erzählern ist als gelungen zu bewerten, da sie Gefühl, Dramaturgie und Wärme sehr gut rüberbringen und so die Story klasse umsetzen konnten.

Kurzum möchte ich das Album all denjenigen empfehlen, die Flaming Bess und deren Musik mögen und denen ans Herz legen, die eine Kombination aus Musik und Fantasy Story mögen.

Finstere Sonne / Black Sun

Rezension – Finstere Sonne / Black Sun im “Progressive-Newsletter – von Kristian Selm

Mit ihrer ersten LP „Tanz der Götter“ gelang der Düsseldorfer Formation Flaming Bass anno 1979 ein völlig überraschender Erfolg. Das an den WDR gesandte Demo wurde im Radio vorgestellt und war danach wochenlang in den damaligen Hörercharts platziert. Dem ganzen folgt zu guter letzt auch noch ein Vertrag mit dem Major Label Polydor, sowie in nur 6 Monaten insgesamt mehr als 36.000 verkaufte Einheiten. Seit dieser Zeit ist natürlich jede Menge Wasser den Rhein heruntergeflossen, dennoch waren Flaming Bess in all den Jahren mehr oder weniger aktiv und sie sind seit dem neuen Jahrtausend inzwischen in leicht veränderter Besetzung und mit zeitgemäßem, runderneuerten Sound am Start.

Das neueste Werk „Finstere Sonne“ entstand in rund vierjähriger Arbeit und wurde als Doppel CD zugleich als deutsch, wie auch englisch gesprochene Version veröffentlicht. Geblieben ist der hörspielartige Charakter der Produktion, musikalisch hat man sich jedoch vor allem durch elektronische Stilelemente dem Zeitgeist angepasst. Dabei gelingt dem Fünfer aus dem Rheinland eine zeitgemäße Interpretation ihrer Musik, die keineswegs hochnotpeinlich auf Aktualität getrimmt, sondern hörbar frisch, aktuell, aber dennoch überzeugend aus den Boxen dringt.
Stilistisch sind die hauptsächlich instrumentalen Titel irgendwo im Spannungsfeld zwischen elektronischer Musik und sinfonischen Elementen, stets vorangetrieben von modernen Grooves und Beats, anzusiedeln. Dabei liegt immer ein sehr großer Bedacht auf Melodik und Atmosphäre, bei Flaming Bess steht eindeutig der stimmungsschaffende Gesamtsound der Band im Vordergrund, denn filigrane Soloschlachten. „Finstere Sonne“ ist hauptsächlich Musik für den Kopf, aber nicht weil hier mit Kopflastigkeit komponiert wurde, vielmehr beginnt die Musik sich erst im Kopfhörer bzw. bei genauem Hinhören aufgrund ihrer klanglichen Tiefe der schwebenden Klänge richtig zu entfalten – schönes Album.

Kristian Selm

Review Thomas Hayes für Gnosis / USA Homepage
Flaming Bess – Finstere Sonne / Black Sun  2005

Flaming Bess are one of the more obscure groups to have toiled in the underground for these last 25+ years. Despite coming from Germany, a country who in the 1970s had perhaps the most albums operating in creative territory, “Tanz der Gotter”, their privately released 1979 debut, still managed to find a niche. Every other track was a narrative in their native tongue, followed by a lengthy instrumental with atmospheric keyboards and some fantastic guitar work. The 1980 followup, “Verlorene Welt”, continued with this recipe to great success. A year later, the more well-known Anyone’s Daughter would copy this unique blend of instrumental rock and narration on “Piktors Verwandlungen”. As for Flaming Bess, I assumed they were long dead and gone. Until we received an e-mail from the band asking us to review their latest CD that is! And apparently there’s one more entitled “Fata Morgana” (1996) which I’ve yet to hear. To be honest, my expectations were a bit low. I was afraid they may have gone the route of say, Epidaurus, and release an Adult Contemporary album of the lowest common denominator. But perhaps they would still use their unique take on progressive rock, and employ modern instrumentation?

And, you know what, that’s exactly what they did! ‘Black Sun’ opens the album with a two minute narration which leads to the fantastic instrumental ‘Journey Into Light’. Now the beats have a techno feel… and the whole song has that retro hip feel that all the cool DJ’s are striving to create for their lounge/club acts. ‘Source of Light’ sounds like a play for radio, with female vocals (yes, a real song with vocals). It’s not bad by any means, but definitely not necessary. ‘Endless River’ and ‘The Last Resort’ finish ‘Chapter 1’ in fine fashion with some great lounge-like modern instrumentals.

‘Chapter 2’ starts with ‘Kingdom of Gods’ which, no surprise, opens with narration which again leads into a fine instrumental. I should state here that these instrumentals are not keyboard/studio/DJ concoctions but rather full band efforts that include guitar, bass, drums and plenty of modern synthesizers. And the guitar work can be downright outstanding, just as on their early albums, with plenty of biting fuzz. Things gets tribal and brassy on ‘Battle of Dig Dagg’, reminding me in parts of latter day Eat Static. ‘The Challenge’ is a considerably heavier piece with guitar leads blasting away on top of the thudding beats. Closing out ‘Chapter 2’ is ‘Endless Void’, a lounge rocker with sultry female vocals. This kind of pop rock is far more palatable and fits closer to what Flaming Bess seem to be striving for.

‘Chapter 3’’s narrative cum instrumental piece ‘Cursed Land’ has a high energy tech beat and plenty of great atmospheric keyboard sounds and lead guitar work. ‘The Key of Life’ gets a little too close to new age muzak for comfort. This chapter’s female pop song, ‘Shelter From the Storm’, had potential, but played it safe with the American-Idol style vocals and gospel like chorus. The instrumental sections of the song are indeed quite cool however. ‘Silent Melodies’ features a fascinating Moog-like keyboard sound and another that I imagine would be called the “harmonica patch”. ‘A New Dawn’ breaks pattern by closing with a narrative track. ‘Iganu’ is a “bonus track” (how does a new album have a bonus track anyway?). I guess because it breaks from the storyline. It’s a modern pop shlock track along the lines of late 80’s Swing Out Sister. Apparently there are two versions of this album. I wish the group had sent me the German version, as I appreciate the native tongue much more (plus the German language adds an air of mystery to non-speakers).

In conclusion, Chapter’s 1 & 2 are quite good while Chapter 3 gets perhaps a little too commercial and self-conscious. Still, this tres hip, very modern album comes recommended to all but the most fuddy-duddy of prog rock fans.

Thomas Hayes
March 12 2005

Rezension Finstere Sonne / Black sun für www.home-of-rock.de
von Ralf Stierlen

Im Jahre 1969 gegründet, hatte die deutsche Rocklegende FLAMING BESS sicherlich mit “Tanz der Götter” im Jahre 1977 am meisten Aufsehen erregt. Seit 1981 bilden Dieter Joswig, Achim Wierschem, Hans-Peter Figge und Hans Wende den Stamm von FLAMING BESS, die dann 1996 mit “Fata Morgana”, der dritten CD, das Muster der fortlaufend erzählten Story verließen und in der Folgezeit mit Claas Reimer einen jüngeren Musiker hinzugewonnen haben, um damit auch zeitgemäßeren Sounds aufgeschlossen zu bleiben, ohne natürlich die eigene Indentität zwischen Krautrock, Progressiverock, Jazzrock und Ethno zu verlieren.

Mit “Finstere Sonne/Black Sun” wurde wiederum ein Fantasykonzeptalbum geschaffen, in dem eine fortlaufende Story, die wohl als Allegorie auf das Musikgeschehen aufgefasst werden kann, in den groovigen, dabei aber hochmelodischen, für FLAMING BESS so typischen Prog-Krautrock eingebettet. Als spürbare Vertreter der “Düsseldorfer Schule”, die mit NEU, CLUSTER und nicht zuletzt KRAFTWERK schon immer ganz besondere Individualisten hervorgebracht hat, sind sie dennoch am Puls der Zeit, gleichzeitig aber mit deutlicher Rückbesinnung auf verloren geglaubte musikalische Tugenden wie Neugier, eine gewisse naive Fantasie und eine unendliche Harmoniesucht, ist diese Musik wie eine üppig blühende Oase in einer steinigen, staubigen Musiklandschaft.

Wie schon der zweisprachige Titel andeuten mag, gibt es die CD eigentlich als Doppel-CD: Mit einer deutschen und einer englischen Fassung, von der musikalischen Struktur identisch, aber mit unterschiedlichen Erzählern versehen, die die jeweilige Sprachfassung verwirklichen. Mir lag die deutsch Fassung vor, der ich mich jetzt näher widmen möchte:

Dem athmosphärischen Intro Die Schwarze Sonne (Prolog) folgt ein rhythmisch sehr lebendiges Stück mit Reise ins Licht, das ein wenig an frühe Tage von TANGERINE DREAM erinnert. Der Sound ist dabei angenehm modern und druckvoll, das wirkt alles gar nicht verstaubt oder gestrig.

Pferdegetrappel leitet das federleicht groovende, mit deutlichem Soulgeschmack versetzte Quelle des Lichtes ein, bei dem Sängerin Jenny K. ihr aufregend kantiges, raues Organ erklingen lässt. Auch Die vergessene Herberge treibt den relaxten Fluss der Geschichte voran, in Fluss ohne Wiederkehr kommt noch ein Hauch von Reggae in das im Tempo gedrosselte Stück.

In Das Orakel erklingen Rasseln und geheimnisvolle Synthesizerklänge. Die überbordende Melodienfülle und die regelrechte Harmoniensehnsucht lassen dieses Stück herausragen, wobei FLAMING BESS trickreich mit orientalisch angehauchten Sounds spielen. Das sanfte, geradezu einschmeichelnde Wesen von Gesang der Stille schält sich allmählich zu einem cleveren Souljazz mit anregenden Bläsern.
Aber jäh wird diese Stimmung durchbrochen, als in Kampf um Digg Dagg kriegerische Trommeln und Schlachtengeschrei erklingen. Der von Keyboardzauberer Tatsuya Nishiwaki veredelte Ethno-Pop wird mit irrwitzigen Samples und Sounds zur atemberaubenden Fusion. Danach ist etwas Abkühlen angesagt, demgemäß entpuppt sich Das Schattenreich als mystischer Schleicher.

Nach einem erhabenen Intro nimmt Halle der Götter ordentlich Fahrt auf, Prog Rock im Stile von PINK FLOYD erklingt, bis in Die Prüfung Gitarrist Achim Wierschem sogar mal dem Affen ein bißchen Zucker geben darf – am Ende ist das schon beinahe Dancefloor. In Unendliches Nichts fällt man tatsächlich regelrecht tief herab, um aber samtweich von souligem Barjazz, inklusive Saxophon-Samples aufgefangen zu werden. Nach dem flirrenden Zwischenspiel Ein neuer Tag folgt das versöhnliche Outro Schlüssel des Lebens mit dem unvermeidlichen Happy End in Ton und Musik.
Als Bonustrack gibt es noch den feurigen Latino-Groove-Titel Iganu, bei dem Mela Halbauer nochmal alle Register ihrer Sangeskunst ziehen darf.

Eine Scheibe, die regelrecht nach dem Kopfhörer verlangt: Zum darin Eintauchen, sich Fallenlassen und in der Musik versinken, dabei, wie schon erwähnt, keineswegs muffiger oder angestaubter Krautrock sondern moderner, melodischer Prog mit einem Hauch Fusion, Ethno und Soul. Eine wirklich schöne Erfahrung, sich von FLAMING BESS auf diese musikalische Reise mitnehmen zu lassen

Ralf Stierlen 07.02.2005

Rezension: Finstere Sonne / Black Sun für Babyblaue-Seiten.de
Von: Thomas Kohlruß

Nach zwei durchaus erfolgreichen Alben zu Beginn der 80er Jahre wurde es still um die Band “Flaming Bess”. Die “Neue Deutsche Welle” forderte andere Musik als den verträumten Fantasy-Rock der Düsseldorfer, der Platten-Deal ging verloren, eine Art Comeback-Versuch unter dem Pseudonym “Key” scheiterte, und so verschwand die Band von der Bildfläche. Man war seitdem nicht untätig, veröffentlichte ein Album mit neuen Songs, wiederveröffentlichte altes Material, aber in einer grösseren Öffentlichkeit war man nicht mehr präsent.

Zu Beginn des “neuen Millenium” trieb die Band zu dem der Gedanke um, was eigentlich als wirklich “progressive” Musik im Wortsinne gelten kann. Flaming Bess sind schon seit 1969 aktiv, dürfen also mit Fug und Recht behaupten, den Aufstieg und Fall und die Wiederkehr (Anfang der 90er Jahre) des progressive Rock leibhaftig miterlebt zu haben. So wurde beschlossen, das bisherige Soundkonzept der Band, den klassischen symphonischen Rock mit Prog-Elementen, durch die Konfrontation mit zeitgenössischen elektronischen Klänge weiterzuentwickeln.

Das Ergebnis diesen durchaus mutigen Schritts liegt nun seit Ende 2004 / Anfang 2005 vor und heisst “Finstere Sonne”…äh…”Black Sun”… oder eigentlich beides. Als erste Besonderheit entschloss man sich, das Album zweisprachig zu produzieren. Wobei sich die Zweisprachigkeit allerdings nur auf die gesprochenen Erzählteile beziehen. Das Album wird in einer Erstauflage von 600 Stück als Doppel-CD vertrieben. Die Musik und der Gesang sind auf beiden CDs jeweils annähernd identisch. Es scheinen mir nur ein paar minimale Änderungen im Arrangement auf den beiden Versionen vorzuliegen. Jeweils zu Anfang der Kapitel erzählt ein Sprecher (also einmal auf Deutsch, einmal in Englisch) die zugrundeliegende Geschichte. Ich finde dabei den englischen Sprecher etwas angenehmer. Inhaltlich gibt es “klassischen” Flaming Bess-Stoff auf die Ohren. Die Göttin Flaming Bess ist tot. Aber ihr Angetrauter Arkana gibt nicht auf und begibt sich auf eine ungewisse Reise ins Reich der Götter, um vielleicht doch noch einen Weg zur Wiederbelebung seiner Gemahlin zu finden…

Musikalisch dürfte die grösste Besonderheit im neuen Bandmitglied Claas Reimer bestehen. Reimer hat sich bereits einen Namen in der Düsseldorfer Trance- und Techno-Szene gemacht und komponiert entsprechend auch Musik aus dieser Richtung. So ist es also durchaus spannend das Zusammentreffen der alten “Traditionalisten” und des jungen, modernen Groove-Künstlers zu beobachten und nachzuhören.

Die älteren Flaming Bess-Werke kenne ich nur in Auszügen, verbinde sie aber eher mit einem leicht weichgespülten, klassischem Prog-Sound in der Tradition von Camel, Anyone’s Daughter etc.. Diese Klänge gibt es auch hier noch zu hören, gerade die meist zurückhaltend gespielte Gitarre weist in diese Richtung. Aber dazu kommen eben allerlei elektronische Soundspielereien, ein Sirren und Schwirren scheint allgegenwärtig, wabernde Synthies lassen elektronische Klanglandschaften entstehen. Drum’n’Bass-Grooves, synthetische Saxophone und Keyboard-Flächen und -Wälle runden den Klangkosmos ab. Dies ist insgesamt vielleicht etwas zu weich und eingängig geraten, unterhält aber trotzdem auch auf Dauer ganz gut. Das “zu Weiche” wird am deutlichsten im Titel “Kampf um Dig Dagg / Battle of Dig Dagg”, wo zwar Schwerter-Klirren und Schlachtgeschrei ertönen, das ganze musikalisch aber eher an ein Zeichentrick-Abenteuer von “Wickie und die starken Männer” erinnert. Allerdings gibt es hier mit den Klängen des “V-Synth” (bedient vom japanischen Gast Nishiwaki) auch die abgefahrensten Klänge zu hören (so eine Art “Scratching”, aber cool…)

Trotzdem, von der Musik geht eine eigenwillige Faszination aus. Dies schon deshalb, weil hier eine Geschichte erzählt wird und man die ganze Zeit das Gefühl hat, einem Hörspiel ohne Worte zu lauschen. Dazu kommen allerlei storydienliche Samples – vom Pferde-Wiehern bis hin zum einem Soundfetzen aus der “Rocky Horror Show” -, welche diesen Eindruck noch verstärken. Kopfhörer ist Pflicht, um alle Spielereien dieses Album entdecken zu können. Insgesamt finde ich die englische Version etwas “tighter”, könnte aber nicht genau sagen, warum dieser Eindruck entsteht.

Das Schlagzeug scheint durchweg programmiert, was sicherlich für den einen oder anderen abschreckend klingt. Die Programmierung ist aber gelungen, so dass kein allzu synthetischer Eindruck entsteht. Dazu kommt noch allerlei an Percussion, die wieder eher “echt” wirkt.

Die wenigen gesungenen Titel fügen sich gut ein und erweitern die musikalische Bandbreite um Anklänge von Blues und Soul. Mir gefällt dabei besonders der Beitrag von Jenny K., die mit ihrem lakonischen Gesang “Quelle des Lichts / Source of Light” den richtigen Pepp gibt. Aber auch das soul-bluesige “Ruhe vor dem Sturm / Shelter from the Storm” von Lucy Wende kommt sehr gut.

Schwachpunkt des Albums ist neben der oben erwähnten “Weichheit” der Musik sicherlich die Fantasy-Geschichte. Hier muss man schon viel Toleranz für klischee-triefende Texte mitbringen, um sich den Genuss nicht verleiden zu lassen. Dazu gibt es noch einen Bonustrack, den die Band besser einfach mal weggelassen hätte, da er nicht in den Album-Kontext passt. “Iganu” ist ein schwacher Soul-Pop-Song mit ein bisschen Latin-Feeling… Angeblich wollte die Band eine potentielle Single auf dem Album haben. Nun ja.

Eine Bewertung scheint schwierig… Ist das nun wahrhaft progressive Musik? Richtiggehender Prog-Rock ist das nicht gerade, aber wer erwartet das bei stark elektronisch-lastiger Musik auch? Immerhin schaffen es Flaming Bess eine sehr eigenwillige Kombination aus Vangelis, Kraftwerk und Alan Parsons Project zu präsentieren, unterlegt mit flotten, modernen Grooves. In dieser Form möglicherweise schon etwas Neues… Testet es aus, für mich war es durchaus eine überraschende Erfahrung. Das Album ist über die Band-Homepage zu beziehen.

Thomas Kohlruss
Wertung 10 von 15 Punkten
mit vielleicht einem Bonuspunkt für musikalischen Mut

Flaming Bess – Finstere Sonne / Black Sun
Arkana Multimedia (2005)
DoCD 30 / 151:48

Gleich beim ersten Hören der CD, sprich die ersten Töne, reißt mich die neue CD von Flaming Bess sofort mit. Nach vier Jahren harter Arbeit hat die zum Quintett angewachsene Band ihr neues Werk „Finstere Sonne / Black Sun“ fertig gestellt. Und die lange Zeit hat sich gelohnt, denn herausgekommen ist eine faszinierende Doppel-CD mit zwei fast identischen Scheiben. Der Unterschied liegt im Erzählen der Fantasygeschichte. Auf CD 1 wird sie in deutsch und auf CD 2 in englischer Sprache vorgetragen. Und dieses Mal haben sie, im Gegensatz zu ihrer Veröffentlichung „Fata Morgana“, den Sprachpart nicht selbst übernommen sondern – wie schon bei ihren beiden Alben aus 1979 und 1980 – einen Erzähler (je einen für die englische und die deutsche Version) vor’s Mikro gezerrt. Das hat sich absolut bezahlt gemacht, denn so wird die Geschichte noch besser transportiert.

Die beiden CDs bestehen aus jeweils 14 Titeln, die in drei Kapitel aufgeteilt sind sowie einem Bonustrack. Aber eigentlich ist die CD wie ein einziger Track aufgebaut, denn die Stücke gehen nahtlos ineinander über, so dass ein großes, kompaktes Werk entstanden ist. Die unterschiedlichsten Geräusche bilden dabei die Brücken zwischen den einzelnen Tracks. Es gibt soviel zu hören, dass es hier den Rahmen sprengen würde, alles zu nennen. Mal klingen Passagen wie Genesis, dann meint man Alan Parsons herauszuhören um im nächsten Moment von asiatisch anmutenden Sounds umgarnt zu werden. Oder es geht wie im gesungenen Titel „Endloses Nichts“ jazzig zu mit elektronischen Effekten wie sie Jean Michel Jarre auf seinen Alben etablierte. Auch wenn die Band drei Sängerinnen verpflichtet hat, so liegt der Großteil doch im Bereich Instrumentalstücke. Auch die Geschichte wird nur jeweils zu Beginn der drei Kapitel sowie am Ende vorgetragen, so dass sie das Konzept ergänzt, aber nicht dominiert, was sehr treffend umgesetzt wurde.

Der neue Mann an Bord heißt Claas Reimer und hat der Band, wenn man so will, eine Frischzellenkur verpasst, ist er doch deutlich jünger als der Rest der Band. Irgendwie haben die Stücke mehr Groove und klingen unglaublich modern und frisch. Gleichzeitig versprühen die Songs aber den unvergleichlichen Flair, den schon die ersten Alben so unwiderstehlich machten. Klar, wir finden hier mehr Elektronik wie auf den Vorgängeralben, aber die fünf schaffen es, einen warmen Sound mit herrlichen Melodien zu erzeugen.

Mit dem 4 ½-minütigen Bonusstück „Iganu“ findet sich ein Latin angehauchtes Stück, das etwas aus dem Gesamtkonzept hervorsticht. Dieser Song klingt ziemlich kommerziell und zeigt eine andere Seite von Flaming Bess.

Flaming Bess ist mit diesem Album ein Werk gelungen, das es absolut in sich hat. Beim Hören lässt mich der Rhythmus nicht los, die herrlichen Melodien, Soli und Progsounds erzeugen bei mir mehrere wohlige Schauer. Im Vergleich zum Vorgängeralbum „Fata Morgana“ ist das neue Album viel kompakter geworden. Befanden sich auf „Fata Morgana“ einzelne Stücke, die keinen direkten Bezug zueinander hatten, so kann man „Finstere Sonne“ als eigentlichen Nachfolger der beiden Erfolgsalben „Tanz der Götter“ und „Verlorene Welt“ sehen. Gut dass die Jungs ihre Instrumente noch nicht an den Nagel gehängt haben. Ein absolut geiles Teil, dass ich jedem Progfan wärmstens ans Herz legen kann. Aber auch Freunde guter elektronischer Instrumentalmusik kommen voll auf ihre Kosten.

Stephan Schelle, Januar 2005

Flaming Bess – Finstere Sonne / Black Sun (2005)
Rezension von Valacar – Moderator des www.progforum.de

Vor langer, langer Zeit, in einem Reich, weit, weit entfernt machte sich eine tapfere Schar von vier Barden auf, neue musikalische Pfade zu beschreiten. Seit Äonen schon funkelte eine finstere Sonne von schnelllebigen Trends und pseudo-musischem Einheitsbrei, die das Land der Teutschen, einst ein Hort der Kunst und Musik und große Teile der übrigen Welt unter ihren dunklen Schatten warf. Man nannte sie die „Musikindustrie“. Durch ihre güldenen Verlockungen von Erfolg und Geld wurden viele alte Kämpen korrumpiert und manch ein junger Musiker lies sich verführen. Wieder andere gaben den Kampf auf und wandten sich ganz vom ewigen Tanz und der Kraft der Musik ab. Die Lage schien hoffnungslos, und wenig Licht erhellte die Nacht. Nur wenige leisteten noch Widerstand, darunter vier Barden, die aus dem Land der Himmelsburgen und goldenen Städte gekommen waren. Entgegen dem hohen Rat der alten Weisen, hoch im elfenbeinernen Turm, die sich hermetisch durch ihren ehernen Kodex gegen die Heerscharen der Musikindustrie abschirmten, begaben sich die Barden auf eine Suche nach neuen Freunden und Verbündeten …

… und sie wurden fündig. Beinah vier Jahre sind vergangen, seit „Fata Morgana“ das letzte Studioalbum der Düsseldorfer Flaming Bess erschien. Nun liegt das neue Werk „Finstere Sonne / The Black Sun“ vor, und die Entwicklung, die die Band in den vier vergangenen Jahren durchlaufen hat, könnte kaum größer sein. Dies dürfte zu einem gewichtigen Teil dem „Neuzugang“ der Band, Claas Reimer zuzuschreiben sein, der sich in der Düsseldorfer Elektro- und Trance-Szene bereits als DJ und Komponist einen Namen gemacht hat. Wer sich jetzt erschreckt abwendet, zählt wohl zu den Elfenbeintürmlern und dies sei jedem gelassen – ich ziehe mich selbst nur all zu gern und oft dorthin zurück. Offenheit ist etwas, dass alle Hörer – egal welche Stilart sie nun bevorzugen mögen – diesem Album entgegenbringen sollten, vor allem, wenn man auf „progressive“ Musik steht.

So sitzt denn auch „Black Sun“ musikalisch „zwischen allen Stühlen“, um Achim Wierschem zu zitieren. Und wirklich, man betritt jede Menge musikalisches Neuland, erfindet sich teilweise selbst neu: Da gibt es eine Menge an Trance und Elektro-Landschaften, den altbekannten Rock, teilweise Jazz und sogar Anflüge von Metal, das Ganze mit einer guten Portion Ambient und auch einiges des „Ethno-Geistes“ von „Fata Morgana“ hat es auf das neue Album geschafft. Bis auf einige Grundstrukturen was die Songs betrifft und die traditionelle Fantasy-Story sind von den Flaming Bess, die man auf „Tanz der Götter“ und „Verlorene Welt“ hörte, wenig übrig. An dieser Stelle will ich ehrlich sein und anmerken, dass ich selbst an der Geschichte diesmal ein wenig mitgewerkelt habe und die Entwicklung der Songs und Kompositionen über knapp 2 ½ Jahre mitverfolgen durfte. Vielleicht bin ich nicht mehr der objektivste Hörer für dieses Album, was aber niemand abhalten sollte, es sich anzuhören. Um es vorwegzunehmen: Es lohnt sich, mehr als ein Ohr zu riskieren.

Das Album wird auf 2 CDs ausgeliefert – der musikalische Inhalt ist auf beiden identisch, die Geschichte wird nur von unterschiedlichen Sprechern jeweils auf Deutsch und Englisch erzählt. Außerdem ist der Misch zum Teil etwas unterschiedlich, so sind z.B. bei Cursed Land die Gitarren auf der deutschen Version ein gutes Stück lauter. Mir persönlich gefällt die englische Version noch ein Stück besser – da klingt auch gewollter Kitsch plötzlich „cool“, außerdem hat Martin Richard Worth, der Sprecher, eine typische „Märchenerzähler-Stimme“.
Die Geschichte selbst entfaltet sich – Tradition bei Flaming Bess – einmal mehr als klischee- und kitsch-strotzende Fantasy-Story. Ich sehe das Ganze mehr oder minder als Parabel für die herrschende Musiklandschaft (siehe Einleitung): Flaming Bess (= die Musik selbst?) wurde dahingerafft von den „Alchemisten des Bösen“ (= Ententeich-Popstars und geldgeile Produzenten?) und das Land der Himmelsburgen und goldenen Städte ist unter den Schatten der „schwarzen Sonne“ gefallen. Arkana, der Gemahl der Flaming Bess macht sich mit einigen treuen Gefährten auf, die letzte Quelle des Lichts zu suchen und seine Gemahlin wieder zu erwecken… Dabei sehen sich die Helden vielen Schlachten, alten Orakeln, Göttern des Todes und dem „endlosen Nichts“ konfrontiert … Wie immer köstlich, wenn man etwas dafür übrig hat.
Nach soviel Vorlauf jetzt also endlich zu den einzelnen Stücken. Das Album ist in drei Kapitel unterteilt, die jeweils ca. 23 Minuten Musik enthalten. Die Stücke gehen innerhalb der Kapitel nahtlos ineinander über, so dass man hier trotz deutlich erkennbarer Einzelstücke drei Quasi-Longtracks vorfindet – vor allem Kapitel 2 hört sich am allerbesten an einem Stück, die Dramaturgie ist hier besonders gelungen.

Chapter 1
Das Intro Black Sun beginnt typisch Flaming Bess, allerdings im modernen Sound: Man hört den wehenden Wind, sphärische Synthies wabern mystisch vor sich hin, dann, setzt die sehr sparsame Percussion ein und die Gitarre kommt hinzu. Erinnert mich vom Gefühl ein bisschen an den Anfang von „Shine on you crazy diamond“. Arkanas Reise beginnt.

Im fließenden Übergang zu Journey into light steigert sich das ganze dann etwas, pumpender Bass und Schlagzeug kommen hinzu, das Tempo erhöht sich. Dann entrückte Chöre. Soweit ein Stück in Tradition der typischen Flaming-Bess Opener im Stile von „Aufbruch“ und „Arkana III“. Doch etwas ist anders – alles klingt viel moderner, elektronischer, der Sound ist glasklar und druckvoll und zum ersten mal habe ich trotz programmiertem Schlagzeug kein unangenehmes Gefühl dabei. Die sehr dezent aufspielende Gitarre sorgt dafür, dass dem Song trotzdem eine Menge Wärme und Gefühl bleiben – gelungen!

Pferdegetrappel und ein „Ionen-Flitz-Effekt“ (keine Ahnung, wie ich den Sound anders beschreiben soll!) leiten über zu Source of light . Ratternde Drum-Percussion und leicht David Gilmour-artiges Gitarrenspiel, dann setzt der fette Bass ein, begleitet von Akkustik-Gitarren. Es entwickelt sich ein Groove, wie man ihn von Flaming Bess so bisher noch nicht gehört hat, dann kommt die Stimme von Jenny K. hinzu. Diese ist ziemlich einzigartig und sicher nicht jedermanns Geschmack – rau, reibeisen-mäßig, ein bisschen wie Tina Turner, aber tiefer und ohne Soul-Schmonzes. Hm, die „Ikkki-Ayah-yeeeh“-Effekte hätte man sich allerdings sparen können… Am Ende Sprachsamples.

Endless River groovt gut weiter, ist aber etwas gemächlicher. Neben dem Bass und der Percussion wird hier den Akkustik-Gitarren mehr Raum geboten. Allgegenwärtig sind auch hier die Keyboards, die mit den elektronischen Drums für einen trance-artigen Fluss sorgen. Gegen Ende wird die Instrumentierung dann darauf reduziert, und fast kann man diesen Fluss sehen – bevor das Schlagzeug wieder einsetzt und erneut nahtlos zu The last resort überleitet.
Dieser Song schlägt in dieselbe Kerbe – etwas anderer Groove, sehr entspannt. Hinzu kommt gefühlvolles Piano. Dadurch bekommt der Song eine passende, verträumte Stimmung, die das Kapitel ausklingen lässt.

Chapter 2
Kingdom of Gods eröffnet mit Rasseln und mystischen Synthies. Martin Richard Worth erzählt vom Orakel der Alten, dass Arkana den Weg ins Schattenreich weist. Im Folgenden entwickelt sich ein sphärischer Song mit Adiemus-Chören und jeder Menge liebevoll eingestreuter Details. Auf der melodischen Seite zählt dieser Song vielleicht mit zum gelungensten, was die Band in diesem Bereich bisher gemacht hat.

Im folgenden Teil Battle of Dig Dagg wird diese Atmosphäre jäh durchbrochen – Kriegstrommeln ertönen, dann Kampfgeschrei. Alles wird viel düsterer, Ionen-Geräusche fliegen durch den Raum und sorgen mit dem angejazzten Schlagzeug für das rhythmische Grundgerüst. Und dann hat Tatsuya Nishiwaki, in Japan ein bekannter Produzent und Keyboard-Wizard seinen Auftritt. Was sich ein wenig wie Plattengesratche anhört, kommt aus dem V-Synth Keyboard, das mit Hilfe von Infrarot-Abtastung die Bewegung der Finger in Raum und Geschwindigkeit abmisst und die Sounds dementsprechend verzerrt. Völlig abgespaced! Hinzu kommen erneut entrückte Frauenchöre, später afrikanische Percussion und Dig-Dagg Sprach-Samples. Ein absoluter Höhepunkt des Albums.

Auch weiter bleibt es spannend: The Challenge eröffnet mit wieder an David-Gilmour artigen Gitarren und afrikanischer Percussion, dann schlägt die E-Gitarre in’s Orientalische um – ganz entgegen dem was sonst rhythmisch und klangtechnisch abläuft. Trotzdem wirkt das keinesfalls störend – es scheint einfach „zu passen“. Dann wird es noch wesentlich düsterer, und die Gitarre driftet so stark in Metal-Gefilde ab, wie man es bei Flaming Bess noch nie erlebt hat – sehr fett, und Achim Wierschem darf mal ein bisschen solieren. Was für ein Umschlag! Für mich die akustische Vertonung vom strahlenden Helden Arkana im Zweikampf mit irgendeinem fiesen 3-Meter Bösewicht mit großer Keule. Und dann…. Stille…

Endless Void führt weiter und man glaubt wirklich, in ein tiefes Loch zu stürzen. Toller Kontrast zum Stück davor! Das Stück selbst vermittelt mit Akkustik-Bass, gesampelten Streichern und sehr echt klingenden Saxophon, dem Piano und der sehr sparsamen Gitarre eine starke Assoziation von modernem Bar-Jazz. Dazu trägt auch Mel Halbauers Gesang bei – melodisch, gefühlvoll und mit hohem Wiedererkennungswert. Man sieht sie sich fast auf dem Flügel räkeln… Wow!
War das erste Kapitel des Albums schon hörenswert, so ist das zweite das absolut beste, was ich von Flaming Bess bisher gehört habe – ich bin an dieser Stelle ehrlich begeistert.

Chapter 3
In Cursed Land betritt Arkana das Reich der grausamen Götter des Todes. Nach mystisch-düsterem Beginn bekommt man hier einen flotten Groove vorgesetzt, der erneut das Tempo etwas anhebt und mit jeder Menge an interessanten Effekten aufwartet. Dann setzt bei etwa dreieinhalb Minuten die E-Gitarre zu einem der wenigen Soli an. Melodisch, gefühlvoll, typisch Achim Wierschem. Könnte ruhig ein bisschen lauter sein… Hält das hohe Niveau des vorangehenden Kapitels.

The Key of Life ist der Song, in dem Piano und Akkustik-Gitarren den größten Spielraum haben und der vielleicht neben dem Opener alten Flaming-Bess Fans am „vertrautesten“ vorkommen wird. Hier fühle ich mich ein wenig an Fata-Morgana erinnert – in besserem Sound. Klingt fröhlich, vielleicht etwas kitschig, wobei das Rhythmusgeflecht aus Elektro-Schlagzeug und Percussion und die altbekannten Sphären-Synths dagegen halten. Auch hier ein hübsches E-Gitarrensolo.

Ruhiger und souliger wird’s in Shelter from the storm wo Lucy Wende ihren Auftritt hat, die schon auf „Fata Morgana“ bei zwei Songs sang. Teilweise klasse – nämlich dann, wenn’s mich an Pink Floyd erinnert, auf der anderen Seite ist’s mir schon zu soulig dahingehaucht, auch die Chöre finde ich hier nicht soooo toll, aber das ist Geschmackssache. Dafür gefällt mir die Akustik-Gitarre extrem gut.

Auf Silent Melodies darf Tatsuya Nishiwaki dann noch mal ran – mit erneut sehr abgedrehten Keyboard-Sound und – Mundharmonika!! Er duelliert sich hier fast schon mit sich selbst … Vor einem sparsamen Synth- und Percussion-Teppich kommt das Ganze einfach wunderbar und einzigartig rüber – auf so was stehe ich ja total, auch wenn da sicher andere Meinungen zu existieren. Ansonsten sehr entspannter Song – für mich ein später Höhepunkt des Albums.

A new dawn lässt die eigentliche Geschichte dann ruhig ausklingen. Immer noch mystisch, mit vielen interessanten Klängen und sehr hoffnungsvoll – natürlich mit einem Happy-End der Story.

Danach wird mit Iganu noch ein Song nachgeliefert, der mit Jazz- und Latino-Flair daherkommt und absolutes Chart-Potential hätte, sich aber angenehm aus der Masse der Veröffentlichungen abheben würde. Mel Halbauer darf noch mal singen und hier ihre etwas „abgedrehtere“ Improvisations-Kunst einfließen lassen. Schade, dass sie nicht noch mehr auf eigentlichen Album gesungen hat. Wenn man so will ist dieser Song das vertonte Happy-End des Albums – zum Schluss hört man dann noch, wie ernst die Band diesen Song wirklich nimmt…

Fazit: Das Jahr 2005 beginnt schon mal sehr gut! „Finstere Sonne / Black Sun“ ist das gelungene musikalische Ergebnis von mehr als 4 Jahren harter Arbeit.
Wenn ich wirklich Haare in der Suppe suchen soll, dann bleiben mir nur ein paar kleine Punkte:

1. Der Werbetext im Booklet ist unnötig, überflüssig und unpassend. Wer das Album kauft, hat es schon und kann es hören – man braucht dem Hörer nicht sagen, wie er das Album jetzt finden soll. Sowas hätte ich eher in einer Musikzeitschrift erwartet, aber nicht im eigenen Album. Da hätte ich ein paar persönliche Zeilen der Band viel interessanter gefunden…

2. Die Übersetzung der Titel ist nicht immer idiomatisch – aber das braucht sie vielleicht nicht unbedingt…

Mir persönlich sagt außerdem der Gesang von Mel Halbauer am meisten zu – ich hätte gern mehr von ihr gehört, aber das ist, wie gesagt, Geschmackssache. Auch Ausflüge in „härtere Gefilde“ wie in The Challenge dürften ruhig öfter mal sein …
Zwar hängt das Album wirklich „zwischen allen Stühlen“ – zwischen den traditionellen Outputs der Band, zwischen Jazz, Ethno, Rock, Trance und Techno. Der Spagat gelingt aber dermaßen gut, dass alles trotzdem nicht fehl am Platze wirkt und ein in sich stimmiges, rundes Gesamtbild ergibt. Sound-technisch habe ich überhaupt nichts zu meckern –

– Fritz Fey hat beim Mastering und finalen Abmischen ganze Arbeit geleistet. Progressiv im Sinne des Wortes, zeitgemäß und gerade deshalb vielleicht nicht jedermanns Sache. Ein mutiges Werk der Band, die mit diesem Album ihren bis dato besten Output abliefert und eine Menge Potential für die Zukunft offenbart. Als nette Dreingabe gibt es einen Multimedia-Teil. Da kann ich eigentlich nur noch gratulieren.
Zu kaufen und zum Reinhören gibt es das Album auf der bandeigenen Homepage.

Anspieltipps: Kapitel 2
Danke.
Valacar / Januar 2005

Auszüge aus Rezension – “Finstere Sonne / The Black Sun “
von Horst Michael Coels:

Nun haben sie es doch getan – “Flaming Bess” hat ein weiteres Konzeptalbum (Themenbezogen) herausgebracht. Nach “Tanz der Götter” und den Nachfolgern “Verlorene Welt” und “Fata Morgana” erfährt die Fantasystory eine Fortsetzung, die und das muss ich vorweg sagen, deutlich moderner daherkommt.

Drumcomputer, Bass-synti und allerlei Elektronisches bestimmen einen grossen Teil der Scheibe. Der “Altfan” wird da anfangs seine Probleme haben, auch ich habe einige Hördurchgänge benötigt, um mich daran zu gewöhnen. Nachdem ich die Musik aber an mich heran gelassen habe, stellte ich fest, es gefiel, so einfach kann ich das beschreiben.

Hat der Hörer erst einmal vom “bekannten” Sound der Vorgänger (sie liegen ca. 20 Jahre zurück) losgelassen, so entdeckt man erste musikalische Gemeinsamkeiten … Die Songs dieses “Comeback” Albums wurden in den letzten vier Jahren erarbeitet, allesamt sind es Neukompositionen, die eine musikalische Weiterentwicklung erfuhren.

Claas Reimer sorgt für frische Grooves und somit auch für mehr Vielfalt in dem Projekt “Flaming Bess”. Mit Gastkünstlern wie Lucy Wende, Mela Halbauer und Jenny K. mischen gleich drei Damen musikalisch mit und verleihen so den Gesangparts die nötige Wärme. Tatsuya Nishiwaki unterstützt Flaming Bess an den schwarz – weissen Tasten. Die Doppel CD wird auf der ersten CD in deutscher und auf CD 2 in englischer Sprache geboten. Die Sprecher sind Andreas Lange und Martin Richard Worth, letztgenannter übernahm den englischen Teil der Saga. Hier muss es jeder für sich ausmachen, welche Version ihm mehr zusagt. Ich möchte hier keine Meinung äussern und bleibe bewusst neutral…

Die Geschichte die hier erzählt wird ist erfährt die Fortsetzung der Alben “Tanz der Götter” und “Verlorene Welt”, ein Freund der Fantasy kommt wie auch bei den Vorgängern voll auf seine Kosten, wenn auch bei “Finstere Sonne” weniger Text verwendet wird.

“Arkana”, schon der Name löst bei mir Erinnerungen aus, sucht nach der Quelle des Lichts. Der Mann von der inzwischen verstorbenen “Flaming Bess” wurde von treuen Gefährten begleitet und gemeinsam mussten sie manch grosse Gefahr meistern, ehe sie am Ende eine unerhoffte Überraschung erleben durften, die eine Fortsetzung der Flaming Bess Saga möglich macht. Mehr möchte in an dieser Stelle nicht verraten, das solltet ihr selbst “erhören”.

Ein Wort noch zur musikalischen Stilrichtung:
Es ist, wie schon anfangs erwähnt ein Konzeptalbum das ein Thema bearbeitet und eine Erzählung innerhalb der Musik aufzubereiten, ist immer ein Gang auf des Messers Schneide. Im Fall “Flaming Bess” ist dieser erneute Versuch durchaus als gelungen zu bewerten, auch der Freund vergangener FB Alben wird sich mit der “modernen” Fassung anfreunden können, er sollte der Platte allerdings einige Durchgänge gönnen, dann aber wird er zum selben Fazit kommen.

Der “junge” Hörer wird schneller Zugang finden, denn spacige Musik und die ist in diesem Album fast immer präsent, gehen ihm schneller in’ s Ohr. Vertreten sind aber auch Rockelemente, funky Keyboard und sehr schöne Saxophon, als auch Gitarrenparts. Keyboardpassagen erinnern an Alan Parsons, die Damen haben etwas “Souliges” und erinnern mich in einigen Teilen an Erykah Badu, was besonders bei dem Stück “Endloses Nichts/ Endless void” rüberkommt, dazu ein feinnerviges Gitarrenspiel runden die klasse Nummer ab.

Stücke heraus zu nehmen, wird der Platte nicht gerecht, es wird schließlich eine Geschichte erspielt und die sollte im Zusammenhang gesehen, bzw. gehört werden. Wer sich dieses Zweisprachige Doppelalbum sichern möchte, sollte es schnell angehen, denn meines Wissens ist es eine limitierte Ausgabe.

Freunde der “alten” Flaming Bess haben noch die Chance über deren Internetseiten die Vorgänger käuflich zu erwerben. Für mich sind alle Alben ein Muss, auch wenn ich der “guten, alten” Zeit der Band etwas nachtrauere.

Wer mehr zur Historie der “FB” erfahren möchte, sollte mit der Maus über das Auge fahren, zu finden nach der CD Besprechung oder im “Germanrock” nachschauen, aber auch auf der Internetseite der Band ist reichlich Infomaterial vorhanden

Fata Morgana

Flaming Bess – Fata Morgana (Special Edition 2001)
Auszug aus der Rezension von Stephan Schelle

Wer die deutsche Rockmusik Ende der 70‘er bzw. Anfang der 80‘er verfolgte oder damals im Dunstkreis des WDR wohnte, der kennt vielleicht noch den Namen Flaming Bess.

1979 erschien die LP “Tanz der Götter”, die von dieser Band in der Formation Joachim Jansen (Tasteninstrumente und elektrische Geige), Peter Wahle (Schlagzeug, Gong, Gitarren) und Hans Wende (Bass und Gitarren) sowie einigen Gastmusikern eingespielt wurde. Die LP entstand in Zusammenarbeit mit dem WDR.

Das legendäre Debutalbum “Tanz der Götter”

Das besondere an dieser Platte war neben den sehr schönen Melodien vor allem das Konzept, neben der Musik eine Fantasy-Geschichte in deutscher Sprache zu vermitteln. Es wurde die Geschichte der Göttin des Lichts, Flaming Bess, die auch der Band den Namen gab, erzählt. Man hatte damals hierfür keinen geringeren als den populären Radiomoderator, Wolfgang Neumann, für dieses Projekt gewinnen können. Das ganze Werk vermittelte einen wirklich magischen Eindruck. Ähnliches habe ich noch bei Jeff Waynes “War Of The Worlds” (1978 englische und 1980 deutsche Version) empfunden (allerdings war die Platte mehr in Richtung Popmusik angesiedelt).

Durch die Zusammenarbeit mit dem WDR wurden einige Titel der Platte auch oft im Radio gespielt und fanden so in die Gehörgänge der Hörerschaft. Der Erfolg der Platte blieb nicht aus und so stellt dieses Werk einen Meilenstein der deutschen Rockmusik dar. Eine Legende war geboren. Die Musik sprach sowohl Liebhaber der Rockmusik wie auch die Anhänger der elektronischen Musik an.

Diesem Debutalbum folgte im Jahre 1980 mit dem Titel “Verlorene Welt” eine Fortsetzung, die das gleiche Konzept aufwies. Neben Hans Wende und Joachim Jansen bestand die Band bei dieser Produktion aus Barry Peeler, Hans Schweiß und Dieter Joswig. Daneben wurden wieder einige Gastmusiker verpflichtet. Den Part des Erzählers übernahm diesmal Woh Galach.

Wie das aber manchmal mit Legenden so ist, einige sind recht kurz und geraten in Vergessenheit, so auch bei Flaming Bess. Lange Zeit blieb es ruhig um die Band und man hörte nichts mehr von ihnen. Doch Ende 2001 erreichte mich die Dritte Veröffentlichung der Band, deren Titel “Fata Morgana” lautet. Eigentlich handelt es sich bei dieser CD um Veröffentlichung Nummer 4, denn die CD trägt die weitere Bezeichnung “Special Edition 2001”. Der Grund: Die CD erschien ursprünglich 1996 und wurde, erweitert um Bonustitel im Jahre 2001 in einer remasterten Version neu herausgebracht.

Die Legende lebt.

Von der Urformation ist lediglich Hans Wende übriggeblieben. Neben Dieter Joswig, der zur Formation des zweiten Albums gehörte und Achim Wierschem, der auf dem zweiten Album als Gastmusiker vertreten war, ist Peter Figge neu hinzugekommen. Diese Quartett wird auf einigen der 14 Titel von drei Gästen unterstützt.

Doch was erwartet uns nun auf dieser CD? Werden die Geschichten der Göttin des Lichts und ihres Gemahles Arkana weitergesponnen? Leider nein, zumindest nicht in Form einer gesprochenen Geschichte.

Zu Beginn dieser 64minütigen CD erklingen Pianoklänge zu denen der Begrüßungstext “Willkommen zur Reise ins Reich der Fantasie.” gesprochen wird. Dann heißt es weiter: “Am Besten, sie schließen die Augen und lassen sich treiben …”

Und wirklich, hier wechseln sich rockige und eingängige Stücke mit sehr entspannten Titeln ab. Bei der Hälfte der Stücke handelt es sich um Instrumentaltitel. Die CD enthält – wie schon gesagt – 14 Titel zwischen 0:41 und knapp über 10 Minuten Länge. Nach dem gut 1 ½minütigen Intro ertönt das Instrumentalstück “Arkana”, das Elemente von Paul Hardcastle vielleicht auch Frankie Goes To Hollywood sowie aus dem Bereich der elektronischen Musik aufweist. Titel drei ist ein rockiger Song bei dem Bernd Hammes den Gesang beisteuert.

“Die Reise” stellt einen sehr atmosphärischen Titel dar, der mir sehr gut gefällt. Einige Chorgesänge werden hier über die Xylophonsounds gemischt, die ein wenig ethnisch klingen. Mit “Hoffnung” folgt ein Stück, dessen Grundthema bereits aus dem Jahr 1982 stammt. Bei diesem Stück herrscht die Gitarre (E-Gitarre und Akustikgitarre) vor, zu der sich zum Ende hin die Stimme von Bernd Hammes in guter Rockmanier gesellt. Auch dieses Stück gefällt mir sehr.

Mit dem Stück Nr. 9 “Regenkind” ist ein Titel enthalten, der auch als Single ausgekoppelt wurde. Es ist ein gesungener, eingängiger Popsong. Als Bonus ist dieser Song als 14. Stück unter dem Namen “Rainchild” als neuer Radio Edit enthalten.

Mit Track 10 “Erbarmen” ist ein Stück auf der CD zu hören, dass auch in den Charts Platz finden würde. Hier wird ein eingängiger Popsong geboten, der mit Sprachfetzen aus Film oder Hörfunk kombiniert ist. Diese Methode ist ja bereits von einigen Songschreibern in der Vergangenheit erfolgreich genutzt worden.

CD: “Fata Morgana”

Das Titelstück “Fata Morgana” nimmt Titel Nummer 12 ein und ist wieder Instrumental. Hier wechseln sich Piano und E-Gitarren ab oder spielen gleichberechtigt nebeneinander. Den Abschluss bildet ein Hiddentrack, der direkt an “Rainchild” anschließt und der keinen Titel trägt. In diesem Track werden einige der Stücke der CD zu einem Titel zusammengemixt.

Wie schon mit ihrem Debutalbum, dürften hier die Rockmusikfans, die es auch mal ruhiger lieben sowie die Elektronikfraktion (was sich auf die Liebhaber der traditionellen elektronischen Musik bezieht) mit dieser CD gut bedient sein. Die Musik ist leicht verdaubar. Auch nach mehrfachem Hören gefällt sie und wird nicht langweilig. Ich kann nur hoffen, dass Flaming Bess bis zu ihrem nächsten Lebenszeichen nicht wieder 16 bzw. 21 Jahre verstreichen lassen.

Flaming Bess – Fata Morgana (1996 / 2001)
Rezension von Valacar – Moderator des www.progforum.de

Willkommen zur Reise ins Reich der Fantasie. Zur vielbesungenen Göttin des Lichts, Flaming Bess und ihrem Prinzengemahl Arkana.

Am besten, Sie schließen die Augen und lassen sich treiben… …ins Land der Himmelsburgen und goldenen Städte. Wo Gut noch gut und Böse einfach böse ist, wo “Ja” noch “Ja” heißt und “Nein” “Nein”. Ist alles bereit? Ist der Geist offen für Gedankenspiele, haben Sie sich entspannt? Gut! Wohlan, unsere Reise geht los: Musik – richtig verstanden – ist eine Welt für sich, ein gar köstliches Abenteuer: Wir haben Sie nur an die Pforte geleitet, der Rest liegt bei Ihnen …

Wer jetzt noch weiter liest, ist wohl gemeinhin erstmal offen für vieles, hat eine gewisse Affinität zu Fantasy in unserem oft fantasielosem Alltag und ist resistent gegen eine gewisse Portion Kitsch und Klischees. Fantasy – das war seit je her ein wiederkehrender Faktor im Progrock (aber auch z.B. im Metal-Genre), zählt doch das “Geschichten erzählen” in der fantastischen Literatur zu einer der Kardinalstugenden, eben so, wie es auch vom Anbeginn an in der Musik der Fall gewesen sein dürfte.

Das Ende der 60er Jahre gegründete Düsseldorfer Band-Projekt “Flaming Bess” steht in einer eben solchen Tradition. Im Gegensatz zu vielen “Story-Teller Bands” wird auf epische “In-Kaninchenfelle-gehüllter-Krieger- knüppelt-Ork-zu-Klump”-Texte verzichtet, dem Hörer nach ein paar einleitenden Worten der Platz gelassen, seinen eigenen “Gedankenfilm” zur instrumentalen Musik abzuspielen. Mal geht dieses Konzept auf, mal weniger.

Das “Intro” ist ein eben solches – Pianoklänge und Dieter Joswig spricht oben zitierte Einleitung und schafft es, dabei ruhig und nicht pathetisch zu klingen, auch wenn er sicher kein professioneller Sprecher ist. Danach geht es dann los.

Das Instrumental “Arkana” dürfte Flaming Bess Kenner in Zeiten von “Tanz der Götter” zurückversetzen: Pumpender, relaxter Bass, darüber fließende Elektro-Synthies, später nette Akustikgitarren, hier und da Klangspielereien. Vielleicht nicht gerade spannend, aber ein gutes, fließendes Intro.
Dann beginnt mit “Veligandu” der erste Song mit Gesang. Bernd Hammes Stimme ist sehr gefällig. Der Song bietet erneut pumpenden Bass, eine nette Melodie und interessante Gitarrensounds. Leider sind die Chöre meiner Ansicht nach ziemlich misslungen – klingen mehr nach einer Parodie. Dieser Eindruck wird von den hektischen und sehr nach Plastik klingenden Synthie-Bläsern noch verstärkt. An sich kein schlechter Song, bis auf das Arrangement. Die Gitarre ist mir zu weit hinten und der Sound macht leider einiges kaputt. Für einen Powersong klingt das ganze zu drucklos.

“Die Reise” klingt da schon wesentlich überzeugender – sphärische Synthies leiten ein, nette Ambient- und Ethnoklänge, etwa eine originale ägyptische Dau und Choral-artige Gesänge. Gefällt!

Mit “Hoffnung” findet sich einer der ersten Kleinode der Platte: Geschmackvolles Piano und Akustikgitarre, dazu leicht psychedelische Elektrogitarren – Achim Wierschem darf sich hier mal etwas austoben. Ab 3.20 steigert sich das Ganze dann und der Gesang von Bernd Hammes setzt ein – hier ist das Arrangement insgesamt wesentlich besser gelungen als bei “Veligandu”. Einer der besten, vielleicht sogar der beste Flaming Bess Song bis 2001.

“Afrikanische Träume” ist dann wieder eine ruhige Nummer im Stil von “Die Reise”, aber etwas mehr Melodie- und weniger Atmosphäre orientiert. Auch hier wieder ein schönes Gitarrensolo, gefolgt von einem Pianosolo – nicht übel!
Mit Wasserrauschen beginnt dann “Dau”, das zunächst düster anmutet, durch den Einsatz von Akustik und weinender Elektro-Gitarre dann aber eher traurig wirkt. Braucht sich von den dezenteren Gitarren-Rock Balladen von Steve Vai oder Joe Satriani nicht zu verstecken. Nur haben die produktionstechnisch weitaus größere Möglichkeiten.
“Visionen” ist wieder ein Sprachinterludium von Dieter Joswig, im Hintergrund weint ein Baby, ertönt ferner Donner und Regengeplätscher.

So beginnt dann auch “Regenkind”, eine poppige “gute Laune-Nummer”, mit melodischer Percussion, Marimbaphon, Glockenspiel und Gesang von Bernd Hammes. Gefällt vor allem im Dialog zwischen den Synthie-Bläsern und der Gitarre. Sicher ein weiterer hervorstechender Song des Albums.

Danach folgt der, ziemlich unglücklich gewählte, Titel “Erbarmen”. Reichlich kitschiges Pianogeklimper, Sprachsamples aus dem Film “Sinoe der Ägypter”. Ob es an der Produktion oder am Stück liegt – auf mich wirkt es reichlich aufgesetzt und unglücklich, obwohl die Botschaft an sich lobenswert ist. Trotzdem, spätestens bei …im nackten Kampf ums Überleben kennt niemand Gnade” und dem gleichzeitigem, durchaus gelungenen, Einsatz der Soul-Stimme von Lucy Wende ist es dann aus, und das Ganze wirkt seltsam belustigend. Ich verzichte jetzt einfach mal auf böse Wortspiele mit dem Titel. Fairerweise muss ich allerdings anmerken, dass ein geschätzter Freund von mir den Song richtig gut fand.

“Gedankenspiele” ist dann wieder richtig gut, sehr atmosphärisch, zauberhaft, entspannend-schön. Der meditative Anfang – mit Vogelgezwitscher, Walgesängen, Wasserrauschen – gleitet hinüber in einen weiteren relaxten Mid-Tempo Ethno-Rocker bei dem vor allem Gitarre und Melodieführung erneut überzeugen. Ein weiteres Glanzlicht.
“Fata Morgana” hat einen ähnlichen Aufbau, wirkt aber insgesamt nicht so stimmig – denkt man zuerst, bis dann ab etwa 3.20 min. ein neuer Melodie-Part einsetzt und den Song mit toller Gitarren-Hookline und Solo vor der Belanglosigkeit rettet. Ein echter, kleiner Ohrwurm.

Bei “Für Mau-Ri-Tse” singt dann erneut Lucy Wende und liefert sich zu schleppendem Rhythmus ein emotionales Duett mit der weinenden Gitarre. Schon kitschig, aber irgendwie auch ironisch, wenn man weiß, wem dieser Song gewidmet ist…
Als Bonustrack kommt dann “Rain Child” dazu, eine leicht abgeänderte Version des “Regenkinds”, diesmal mit echtem Refrain und erneut sehr „cooler“ Gitarre. Dann folgen etwa 40 Sekunden Stille, auf die eine völlig anders daherkommende Version von “Hoffnung” erklingt. Sphärisch, wie in Trance zuerst, begleitet von einem (leider unechtem) Saxophon und späterer Elektropercussion. Die Gitarre steht hier noch mehr im Vordergrund als beim Original bis schließlich noch mal Bernd Hammes einsetzt und einen überzeugenden Schlusspunkt setzt.

Im Gegensatz zu “Tanz der Götter” und “Verlorene Welt” erzählt “Fata Morgana” keine durchgehende Geschichte. Reminiszenzen an vergangene Zeiten sind zwar noch vorhanden, so dass die Musik immer noch ein gewisses Flair von klassischem Prog à la Camel verströmt, gleichzeitig ist allerdings eine Vielzahl neuer Einflüsse hinzugekommen. Zum einen ist dies eine ziemlich dicke Portion Ethno, zum anderen die Songs, die im Gegensatz zu den Vorgängeralben wesentlich kompakter und griffiger wirken. Hier werden vielfach eingängige, aber nicht ausgelutschte Melodien geboten, gleichzeitig passiert viel mehr als noch zu Zeiten von “Verlorene Welt”. Zum großen Teil geht diese Rechnung auf, hin und wieder (“Erbarmen”, “Für Mau-Ri-Tse”) ist der Kitsch für mich dann aber doch zu präsent, zu aufdringlich, um sich noch auf ein Gedankenspiel im Treiben der Musik einzulassen. Manchmal würde ich mir etwas mehr Tempo wünschen, aber das ist bei den Vorgängern auch nicht anders.
Zwei weitere dicke Pluspunkte bietet zum einen die Vielfalt der Instrumente (wobei diese zum Teil aus dem Synthesizer kommen dürften), zum anderen das tolle, einem klassischen Rockstil verpflichtete Gitarrenspiel – genau dort, wo mein Ohr hin will. Bass und Keyboards fließen ebenfalls sehr schön mit ein, auch ein großer Teil der Percussion gefällt, im Gegensatz zu …

…und damit wären wir aber auch bei den zwei großen Mankos von “Fata Morgana”: 1.Das Schlagzeug ist programmiert und klingt auch so. Meistens kann man diesen Umstand noch ignorieren, aber hier und da ist es dann doch zu auffällig. Besonders ärgerlich ist das etwa in “Veligandu” – zu klinisch, zu pappig, zu wenig organisch tackelt’s aus den Boxen. Was hätte ein echter Drummer hier ausrichten können! 2. Die Produktion ist allgemein recht “bescheiden” ausgefallen.Der Sound ist durchaus transparent, klingt aber etwas dünn. Es scheint manchmal “nebeneinander her” zu laufen, aber nicht miteinander. Im Gegensatz zu der Gesamtheit der Songs bilden die Instrumente nicht immer eine homogene Einheit. Auch hätte es durchaus fetter sein dürfen – vor allem die Gitarren.

Letzterer Punkt ist allerdings dem Umstand zuzuschreiben, dass das Album nur auf 8 Spuren eingespielt wurde, da die Band sich zum damaligen Zeitpunkt nun mal keine High-End Produktion leisten konnte. Statt dessen wurde alles in Eigenregie mit sehr bescheidenen technischen Mitteln abgemischt. Dafür klingt das Album nicht mal schlecht, aber eine hochklassige Produktion ist eben doch für audiophile Ohren ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Insgesamt bis zu diesem Zeitpunkt das wohl beste Flaming Bess – Album. Großteils in sich stimmig wie die alten Werke, bietet es die wesentlich besseren Songs.

Für Ende 2004 steht jetzt das neue Album “Finstere Sonne” an, dass laut erster Info neue Wege beschreiten soll – die Produktion für dieses Album erfolgt nun mit moderner 24 Spur Analog/Digitaltechnik -man darf also auch klanglich gespannt sein, was sich die Düsseldorfer einfallen lassen.
Anspieltipps: Hoffnung, Gedankenspiele.
Danke.
Valacar 2004

Verlorene Welt

Flaming Bess – Verlorene Welt (Special Edition)
Rezension aus www.musikansich.de/ausgaben/1203/reviews

Es war ein merkwürdiger Fremdkörper, der da am 16. Februar 1981 in die Schlagerralley des WDR einstieg – und sich auch prompt mehrere Wochen darin aufhielt. Musikalisch irgendwo zwischen Rock und Folk. Der Folk aber nicht irisch, wie man es vielleicht gelegentlich kannte, sondern tatsächlich dort beheimatet, wo sich erst über 10 Jahre später, die eine oder andere, dann hilflos als „Mittlelater-Rock“ titulierte Band bedienen sollte. Aber die Musik war gar nicht so ungewöhnlich. Die Schlagerralley war damals bundesweit dafür bekannt, Sachen zu präsentieren, die in kaum einer anderen Hörerhitparade Chancen gehabt hätten. Auch Krautrock war gelegentlich erfolgreich dabei (Grobschnitt, La Düsseldorf). Und in dem Umfeld dürften sich auch Flaming Bess ganz wohl fühlen. Überraschend war der gesprochene Anfang – und der wiederum war typisch für diese Band.

Die ganze CD, damals natürlich LP, ist eine Mischung aus Instrumentalscheibe und Hörspiel. Zwischen den Stücken wird die Geschichte von Flaming Bess erzählt, der Sternenprinzessin, die sich irgendwo im Universum auf der Flucht vor galaktischen Unholden auf die Suche nach der verlorenen Ursprungswelt der Menschheit, der Erde, macht. Ein muskulöser, gut gebauter Schwertkämpfer aus königlichem Haus hilft ihr dabei. Eine Mischung aus Kampfstern Galactica, Star Wars und Conan der Barbar, die später von Thomas Ziegeler in einer mehrbändigen SF-Saga verarbeitet wurde.

Wem das Ganze jetzt kindisch und platt vorkommt, der täuscht sich zumindest was die Musik anbelangt. Lasst Euch nur einmal den “Aufbruch“ im Ohr zergehen. Perlende Pianoläufe werden von sphärischen Frauenchören abgelöst. Behutsame Schlagzeugrhythmen begleiten sie dabei, bis kraftvolle Gitarrensoli, das Stück voranbringen ohne das harmonisch romantische Grundgerüst zu zerreisen. Es gibt wenige Scheiben, deren Faszination bei mir auch 20 years after so wenig nachgelassen hat.

Produziert wurde das Teil übrigens von dem WDR-Moderator Wolfgang Neumann, der (welch Zufall) die Schlagerralley moderiert hat, und bei der FB-Debut-Scheibe Tanz der Götter noch den Erzähler machte. Die 2003 Edition kommt mit vier Remixen als Boni und einem Multimediateil bestehend aus einer Dia-Show und einem Video-Clip zum Titelstück.

Norbert von Fransecky

Rezension Verlorene Welt – Neuauflage 2003 –
von Host Michael Coels

Start der, von WDR Mitarbeitern, unterstützten Band FLAMING BESS war ca. 1978. Mitverantwortlich waren JOACHIM JANSEN, BERRY PEELER, HANS WENDE, HANS SCHWEIß und DIETER JOSWIG und als Gastgitarrist erstmals ACHIM WIERSCHEM.

Zu erwähnen ist hier noch das sagenumwobene Pseudonym WOH GARLACH, das mit seiner Art diese Fantasy Story dem erstaunten Zuhörer zu vermitteln, einmalig war.

Das Debutalbum hieß – TANZ DER GÖTTER – “eine Art Science Fiction Märchen”, und beschrieb die Rettung der dekadenten Menschheit aus der Hand eines Robotregenten. Namenähnlichkeiten und Inhaltsvergleiche zur Kultromanserie PERRY RHODAN sind wahrscheinlich mit einer versteckten Absicht gewählt worden.

Musikalisch ist das Werk wohl dem POP zuzuordnen, aber es war weit mehr als typische Popmusik. Viele Passagen hatten leichte Züge in Richtung FUSION und dieser Einfluß sorgte dafür, daß die Musik sehr abwechslungsreich war.
Durch die Sprachpassagen von WOH GARLACH wurde für die Zeit ein neuer Weg beschritten, und ungewöhnlicher Einklang zwischen Musik und Erzählung hergestellt.
Nachfolgealbum aufwendiger produziert…

Die Helden der Fantasystory des Debutalbum, waren FLAMING BESS und CRON ENDOR, die auch teilweise im Folgealbum eine wesentliche Rolle spielten. VERLORENE WELT erschien im Jahr 1980, und es war im Vergleich zum Debutalbum deutlich aufwendiger produziert als noch der Vorgänger.
Chor und Orchesterähnliche Passagen wurden hier im Vergleich zum ersten Album sehr geschickt eingesetzt Und verliehen dem Album deutlich mehr Professionalität.
Aufbau und Verfall…

Der Inhalt dieses Albums – VERLORENE WELT – wurde natürlich eine Fortsetzung des Leidensweges der besagten Helden, und beschrieb deren Weg verlorengeglaubte Werte, und die Ursprungsideale der Menscheit wieder neu zu entdecken.

Keine Populärmusik…

Wie für viele Bands aus deutschen Landen gilt auch hier, Hitparadenmusik war es nicht, und so ist auch zu erklären, das von FLAMING BESS nach dem zweiten Album nichts mehr viel zu hören war.

Persönliche Anmerkung:
Das Verfassen dieser Zeilen ruft in mir unglaubliche Erinnerungen hervor, und es ist bei aller Objektivität sehr schwer die Art von Musik und Gefühl zu beschreiben. Es wird vielen Lesern ebenso ergehen, und das ist, so können sie versichert sein, ein klasse Gefühl.

Bewertung: fünf von fünf möglichen Sternen

Flaming Bess – Verlorene Welt (1981 / 2003)
Rezension von Valacar – Moderator des www.progforum.de

Sternzeit 1981.2003: Der Mensch hat das All besiedelt, sich gegen alle lebensfeindlichen Umstände (Raumanomalien? Fiese Aliens? Intergalaktischer Fast Food?) durchgesetzt und sich nebenbei zum Beherrscher des Sternensystems aufgeschwungen – und das nicht erst seit gestern. Nun könnte alles so schön sein, hätte er nicht seine Heimat verloren, den sagenumwobenen Planeten ERDE, von dem alleine der Name noch bekannt ist. Klar, dass das so kein Zustand ist. Die Menschheit braucht einen Helden, oder besser noch, eine Heldin! Und wer könnte da wohl besser aushelfen als eine Sternenprinzessin und Bezwingerin von Erzdämonen, die noch dazu umwerfend gut aussieht? Getreu dem Motto „Sage mir woher du kommst, und ich sage dir, wer du bist.“ – im Falle der Heldenfrage auch wahlweise „Sag mir deinen Namen und ich sag dir wie du heißt.“ – macht sich unsere Heldin also auf den Weg, der entwurzelten Menschheit ihre alte Heimat wieder zu finden. Und ihr Name war …

… na wie wohl? 1979 hatte eine dreiköpfige Band von Düsseldorfer Musikern ein Album namens „Tanz der Götter“ veröffentlicht und damit durchaus einigen Erfolg gehabt – erntete man doch nach der Erstsendung im WDR-„Rockstudio“ die größte Hörerreaktion des Jahres. Dies war nur der Auftakt zu 16 Wochen auf Platz 1 in der „Schlagerrallye“, einer damals bedeutenden Hörer-Hitparade und über 40.000 verkaufte Exemplare nach 6 Monaten.

Zwei Jahre später legte man dann ein weiteres Album um die Abenteuer der Sternenprinzessin vor, die auch der Band ihren Namen gab. Das Album sollte „Tanz der Götter“ sogar noch übertreffen, was die Verkaufszahlen anging. Der ein oder andere wird inzwischen lange wissen, von wem ich rede – immerhin war die Band zu der Zeit in Deutschland nicht ganz unbekannt, auch wenn sie heute wohl nur noch einem kleinen Kreis von Kennern etwas sagt. Die Rede ist natürlich von Flaming Bess (Überraschung!) und ihrem zweiten musikalischen Abenteuer „Verlorene Welt“.

Damit zum Wesentlichen, der Musik. Eingeleitet wird mit Mythos das mit Akustikgitarren und einem melodischem Keyboard beginnt, bis sich ein locker groovender Bass und Schlagzeug hinzugesellen. Später setzen dann hammondartige Keys und eine sanft dahinschwebende E-Gitarre ein. Über die Dauer von vier Minuten ändert sich wenig – alles treibt ruhig und gelassen dahin.

In Aufbruch hört man dann vor dem Hintergrund von Sphärenklängen und Akustik-Geklimper ein Sprecher, der die oben erzählte Geschichte – freilich mit der gebotenen Gravität und sauber artikuliert – darbietet. Der eigentliche Song ist diesmal etwas flotter als der Opener, mit einer treibenden E-Gitarre, die einen erfrischenden Kontrapunkt zum ruhig gehaltenen Keyboard-Teppich legt, und die anderen Instrumente hier und da sogar zu ein paar Ausbrüchen reizt, die ganz im Gegensatz zur kontemplativen Grundstimmung des Songs stehen. Dann plötzlich – wie aus einer anderen Dimension – Piano und sphärischer Frauengesang. Im Hintergrund Atemgeräusche und Effekte, die direkt aus einem Uralt-PC-Spiel zu stammen scheinen, bevor die E-Gitarre den Hörer wieder rausreißt. Leider nerven ein paar der Percussion-Effekte gegen Ende, die wie Windows-Fehlermeldungen klingen, doch ein wenig und stören den guten Song im Schlussteil etwas.

Kristallplanet eröffnet sehr ähnlich, dann setzt der Sprecher wieder ein, der anscheinend versucht, seinen Text möglichst flott runter zu rasseln – und das stört! Man versteht auch nicht besonders gut, was er sagt. Das Ganze ist immer noch sauber artikuliert, passt nur leider nicht in den Soundhintergrund und wirkt unhomogen und seltsam ausdruckslos. An den anderen Stellen des Albums ist das besser gelungen. Dafür strahlt der Song – wie auch schon der Vorgänger eine simple Schönheit aus. Im Vergleich zu „Tanz der Götter“ fällt auf, dass den Gitarren hier mehr Platz eingeräumt wurde – akustisch wie elektrisch. Die Keyboardsounds spielen allerdings weiterhin eine dominante Rolle.

In Zay erzählt der Märchenonkel dann in der Flaming Bess typischen klischee-strotzenden, liebenswert-blumigen Sprache von Früchten, die der Heldin die Gabe der Telepathie verleihen. Und plötzlich singen Blumen und Pflanzen – hier mit etwas fremdartig anmutenden Chören vertont. Befremdlich, komisch – und ab einem gewissen Maße nervig, zumal sich musikalisch im Vergleich zu den ersten drei Songs wenig ändert. Bemerkenswert ist allerdings, dass sich für das Chor-Arrangement ein gewisser Michael Cretu verantwortlich zeigte, der damals in Deutschland noch völlig unbekannt war.

Es blubbert und brodelt im Sumpf eines weiteren Planeten, auf den es Superfrau Flaming Bess verschlägt. Akustisch unterlegt ist die Szene mit pulsierenden und wabernden Keyboards. Der Song markiert meine absolute Lieblingsstelle in der Geschichte, denn hier fällt unsere Prinzessin beinah der (Achtung!) „satanischen Folter der Sumpftelepathen“ zum Opfer. Doch da, der Retter naht – Cron Endor der Nomadenprinz auf seinem sechsbeinigen Hykran (oder so ähnlich). Irgendwie fragt man sich ja schon, was denn aus Strahlemann Arkana seit „Tanz der Götter“ geworden ist … Der Song beginnt eher unspektakulär, setzt mir persönlich etwas zu viel auf Wohlklang, hat aber wieder ein paar sehr coole Keyboardsounds und Gitarren. Gegen Mitte steigert sich das Ganze dann aber mit afrikanischer Percussion, bevor man in den alten Trott zurückfällt und dann wieder der angenehme Frauengesang von spielenden Feen erzählt. Insgesamt dann auch ein netter Song.

Ballade ist eine ebensolche und erinnert mich stark an „Solsbury Hill“ von Peter Gabriel. Hübsche Rhythmusarbeit, stampfender Bass. Die Akustikgitarren setzen hier ihr eigenes Glanzlicht, dazu wieder der gefällige Gesang.

Im Vorspiel zu Verlorene Welt wabern computer-artige Synthesizer vor sich hin, kombiniert mit gregorianischen Mönchsgesängen und modernen Drumbeats (drei Jahre vor „Propaganda“ und zehn Jahre vor Enigma – wie man im Booklet berichtet), Möwengekreisch und Wasserrauschen, bevor ein Cembalo einsetzt. Der Song besticht durch einen etwas anderen Aufbau und eine interessante Arbeit mit Sounds und Keyboards. Mich erinnert es zum Teil, vor allem von der Rhythmusarbeit ein wenig an „Lady Fantasy“ von Camel … wenn jetzt noch die ansonsten in den Songs hervorstechende E-Gitarre dabei wäre. Trotzdem, ein gelungener Abschluss des Albums. Thematisch wird die Odyssee der Helden hier zu Ende gebracht – auf einem von Maschinenwesen besetzten Planeten erfahren sie die schreckliche Wahrheit…

Insgesamt gefällt mir „Verlorene Welt“ genauso gut wie „Tanz der Götter“ – vor allem die akustischen und elektrischen Gitarren sind aus meiner Sicht ein Schritt nach vorn. Für letztere zeichnete sich zu einem großen Teil Achim Wierschem verantwortlich, der ein Jahr später ganz zur Band stieß. Spieltechnisch und vom transparenten Sound (aber natürlich frühe 80er!) her kann ich kaum meckern, bei den Songs hätte man sich untereinander etwas mehr Abwechslung gönnen können: Die ruhigen, teilweise fast schon meditativen Midtempo-Nummern mögen eines der Markenzeichen von „Flaming Bess“ sein, manchmal wünscht man sich aber doch den ein oder anderen Ausbruch, dass man mal aus dem Quark kommt. Weiterhin steigert sich das Album von mal zu mal.

Zur Story brauche ich wohl nichts viel zu sagen – dem geneigten Leser dürfte längst klar sein, was ihn erwartet: Klischees hoch 3, liebenswürdige, etwas überladene Lyrik, ziemlich sinnfreie Handlung – mit anderen Worten: Man muss es einfach lieben, so trashig-humorig (ich behaupte mit voller Absicht der Band!) geht’s hier zur Sache. Man nimmt die Klischees von Sci-Fi und Fantasy augenzwinkernd aber herzlich auf die Schippe, und das gefällt mir gut.

Alles in allem ein recht hübsches, ja „zauberhaftes“ Album, dass aber auch seine Längen hat. Speziell wenn ich auf eine ruhige, musikalische Reise gehen möchte, ist dies eines der besten Alben der 80er, die ich kenne. 2003 wurde es remastered und mit vier Bonustracks, Video und Diashow bei Arkana Multimedia wieder veröffentlicht.

Anspieltipps: Aufbruch, Ballade
Danke.
Valacar 2004

Tanz der Götter

Auszug aus Rezension Tanz der Götter aus Babyblaue Seiten:
von Jochen Rindfrey

Flaming Bess stammt aus Düsseldorf. Gegründet wurde die Band 1969, zehn Jahre später erschien ihre erste Schallplatte. Unterstützt wurde man dabei von mehreren Gastmusikern und einem Sprecher. Genau, ein Sprecher, kein Sänger, denn “Tanz der Götter” ist eine erzählte Geschichte, bei der jedem Stück quasi ein Kapitel der Story vorangestellt ist. Inhaltlich werden die allerschlimmsten Prog Klischees bedient: “Tanz der Götter” ist eine Fantasy Geschichte um Zauberer, Sumpfkobolde, schwefelspeiende Gnome, deren Titelheldin den Namen der Band trägt – Flaming Bess.

Musikalisch bietet “Tanz der Götter” typischen symphonischen 70er Prog der leichteren Art mit Betonung auf Keyboards und eher zurückhaltendem Einsatz von Gitarre. Die Musik ist nicht sehr komplex, aber nett zu hören.

Flaming Bess – Tanz Der Götter –
Source: http://gnosis2000.net/reviews/flamingbessinfo.htm
Mike McLatchey, 6-September-2002

There were bunches of independent artists in Germany in the late 70s/early 80s creating music of a symphonic/progressive rock nature, perhaps led by the Sky label, including artists such as Octopus, Streetmark and the like. Flaming Bess are perhaps one of the most obscure of this school of music, and this, their debut, has grown so on both LP and CD formats. Flaming Bess is a trio of keyboards, drums and bass/guitar, aided by a number of guests on spoken word and other instruments.

Tanz der Gotter is the group’s debut album and it consists of five pieces that have all been split into two parts a piece to make for ten tracks. Like many of the bands of the era, such as Anyone’s Daughter or Grobschnitt, Flaming Bess draw from the big English influences, and while Genesis is an obvious reference, the music on this debut actually comes a bit closer to a band like Camel (or even Norwegian’s Kerrs Pink in their early days) due to the heavy dominance of guitars, and especially the emphasis on multi-guitar harmonic work.

Like many bands of the era, the mellotrons of the first generation had been replaced by the string synths of the new, although Flaming Bess had not likewise given up some of the frequent 70s hallmarks in the guitar tones, organ and occasionally jazzy touches in the rhythm section. This album is basically about guitar and more guitar, and it’s honestly difficult not to enjoy the genuinely excellent playing on here.

In fact, it’s not until the second part of the third song “Oasis,” that you actually hear an overt synth solo. This is definitely one for fans of Camel and Piktors-period Anyone’s Daughter and remains one of the better albums of the style and era.

Flaming Bess – Tanz der Götter –
Aus der Bestenliste von H.M. Coels:

Flaming Bess, eine Gruppe, die seinerzeit mit Unterstützung des WDR große Popularität erlangen konnte, erzählte eine Fantasy Story von einer fast verlorenen Erde und deren Rettung durch Flaming Bess, Fürstin des Lichts.
Seit kurzem als CD erhältlich, erinnert sie mich doch an die gute alte Zeit.
Bitte nicht falsch verstehen, nicht nur Erinnerungen geben der Platte einen Platz in meiner Liste, nein, auch musikalisch finde ich die CD ebenfalls einfach klasse.
Funky, Latin, Jazz und Rockelemente bestimmen die Musik von Flaming Bess, deren 2. Lp 2003 ebenfalls erschienen und ist ebenfalls gut.

Auszug aus – CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)
Flaming Bess – Tanz der Götter (38:40, Moonlight, 1979)
von Horst Straske

“Kobaltblaue Mandelaugen, samtene Elfenbeinhaut, umgürtet mit glitzernden Perlgewändern; so wurde die unsagbar schöne Flaming Bess, die Göttin des Lichts, im Reiche besungen.” Mit diesen Worte beginnt das 1979 erschienene Album “Tanz der Götter” der Düsseldorfer Formation Flaming Bess. Es handelt sich hierbei um ein Konzeptalbum, in dessen Mittelpunkt die Göttin Flaming Bess steht. In dieser Fantasy-Story wird die schöne Hauptfigur durch den Dämon Cathul unter Zuhilfenahme habgieriger Zauberer sowie niederträchtiger Kobolde von ihrem Thron gestürzt und in die Verbannung geschickt.

Neben der rein instrumentalen Umsetzung der Handlung enthält “Tanz der Götter” zwischen den einzelnen Stücken jeweils Parts, in denen die Story von einem Erzähler vorgetragen wird. Bedenken hinsichtlich eines eher langweiligen Hörspielcharakters kann aber entgegengetreten werde, da die Verquickung zwischen gesprochenem Text und Musik als gelungen bezeichnet werden kann. Musikalisch bietet das Album sehr melodischen instrumentalen Progressive Rock, der stilistisch in etwa mit Camel vergleichbar ist.

Alles klingt sehr harmonisch und verspielt. Harte oder gar schroffe Passagen sind absolute Fehlanzeige. Weit ausladende Keyboardsounds tragen zur symphonischen Untermalung des Konzeptes bei. Dabei verfallen Flaming Bess zu keinem Zeitpunkt in irgendwelchen Bombast. Meist herrscht ein hüpfender Rhythmus vor und melodisches Gitarrenspiel trägt zu dem gekonnten Wohlklang bei. Bisweilen verleihen die ausgefeilte Percussion und diverse Gitarreneinsätze dem Ganzen sogar ein leichtes Latin-Feeling. Unter dem Strich liegt hier ein Album vor, das den Freunden der melodischen Spielart des Progressive Rocks vorbehalten ist …

© Progressive Newsletter 2002